
Vulkane! „Sie sind ein Grund, aber kein Hindernis.“ Das galt in diesem Jahr für viele Festivalbesucher, die lange Reisen in Kauf genommen hatten, um ihre Arbeiten persönlich auf dem EMAF zu präsentieren.
Insgesamt zeigten sich die Veranstalter Hermann Nöring, Alfred Rotert und Ralf Sausmikat aber sehr zufrieden: „Insbesondere der Zuspruch aus den Hochschulen und von den Fachbesuchern ist sehr erfreulich gewesen“. Gäste aus dem In- und Ausland lobten die kommunikative Atmosphäre und die hohe Qualität der Arbeiten, durch die sich das Festival traditionell auszeichnet.
Dank der positiven Signale der Hauptförderer, der nordmedia und der Stadt Osnabrück, schaut die Festivalleitung positiv in die Zukunft und hofft, das Festival in den nächsten Jahren als Forum, das aktuelle Trends in Kunst und Medien präsentiert und diskutiert, weiter ausbauen zu können.
Am Samstagabend wurden die internationalen Preise verliehen. Viele Deutschland-, Europa- und Weltpremieren standen auch in diesem Jahr auf dem Programm. Die Jurymitglieder standen vor der schwierigen Aufgabe, aus dem facettenreichen Programm die besten Arbeiten zu prämieren.
Die Juries:
EMAF Award, Dialogpreis und Live2011.com Grand Prix Event Award @EMAF2010
Jean-Francois Guiton (D)
Agnieszka Kubicka-Dzieduszycka (PL)
Stephan Sachs (D)
Preis für den besten deutschen Experimentalfilm
Ingo Petzke (D)
Claus Löser (D)
Hans-Jürgen Tast (D)
Mit dem EMAF-Award für eine richtungsweisende Arbeit innerhalb der Medienkunst wurde der Film "Suburb Within" von Pekka Sassi ausgezeichnet. Es ist ein Film über Kommunikation, Erzählung und Gegenwart: "Das Gestern ist Geschichte, das Morgen ein Mysterium, das Heute aber ist ein Geschenk. Aus diesem Grund wird es Präsens (t) genannt." Der Preis ist mit 2500 € dotiert. In der Begründung der Jury heißt es: "Ein Film, der sich auf wohltuend minimalistische Weise der Bilderflut entzieht, sie jedoch mit ausgesprochen trockenem Humor reflektiert. Dabei erspart er uns weder die klassische Narration noch den strukturellen Film. Die Erwartungshaltung des Zuschauers systematisch unterlaufend, zieht er ihn dennoch mit großer Sogwirkung in seinen Bann."
Mit dem Dialogpreis des Auswärtigen Amtes zur Förderung des interkulturellen Austausches wurde Shelly Silver für ihren Film "5 lessons and 9 questions about Chinatown" geehrt. Die Preisträgerin erhält 2000 €. In der Begründung der Jury heißt es dazu: "Die Form eines Sprachkurses nachahmend, entführt uns Shelly Silver in das Chinatown New Yorks. Sie lässt es offen, wer wessen Sprache lernt. Die verschachtelte Struktur des Films, der elegant zwischen gesprochener Sprache, Zeichen und Bild jongliert, spiegelt die Komplexität des Miteinanders wieder. Die unprätentiöse Art der Verknüpfung zwischen kritischer Geschichtsbetrachtung und liebevollem Blick auf den Alltag, macht die Leichtigkeit des Films aus, ohne dabei je oberflächlich zu werden."
Der Preis, der von der europäischen Kulturhauptstadt 2011, dem finnischen Turku, für eine Arbeit zur digitalen Kultur gestiftet wurde, heißt "Live2011.com Grand Prix Event Award@ EMAF2010". Er ging an den Eröffnungsfilm "RIP - A Remix Manifesto". Dieser untersucht die höchst komplexe Frage, wie sich geistiges Eigentum in Zeiten von Copy&Paste aktuell definiert. Das Dokumentar-Feature des Webaktivisten und Filmemachers Brett Gaylor untersucht das Konzept des Copyright in der Epoche der Dateiaustauschbörsen. Der Gewinner freut sich über 1500 Euro. Die Jury urteilte: "Mit einer enormen Materialfülle nimmt der Film einen klaren Standpunkt in der hochaktuellen globalen Debatte über Copyright ein. Stilistisch an die Struktur des Internet angelehnt, bietet er eine Plattform, auf der sich vortrefflich kontroverse Positionen entwickeln und diskutieren lassen."
Vom Verband der deutschen Filmkritik wurde der Preis für den besten deutschen Experimentalfilm verliehen. Der Künstler Timo Schierhorn erhielt für seine Arbeit "Nacht um Olympia" den mit 1000 Euro dotierten Preis.
In der Begründung der Jury heißt es: „Die Spurensuche nach dem Vater führt zu einer Reflexion der 1970er Jahre und untersucht die fragilen Brücken zwischen den Generationen. Sind die allgegenwärtigen Medien wirklich in der Lage, Erinnerungen zu sichern? Durch bewusstes Vermischen von Dokumentarischem und Fiktivem entsteht ein Vexierbild, das immer wieder reizvolle Irritationsmomente schafft. Was ist Familiengeschichte? Was Inszenierung? So verschmelzen nicht nur die traditionellen Medien miteinander, sondern auch die traditionellen Ausdrucksformen des bewegten Bildes.“
Fotos der Preisträger finden sie unter Pressebilder.
Hinweis:
In der Ausstellung des EMAF „Mash Up and more“ in der Kunsthalle Dominikanerkirche, und im öffentlichen Raum werden noch bis zum 24. Mai aktuelle Arbeiten internationaler Medienkünstler gezeigt.

Karoline Kraut
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