Mit spielerischer Beiläufigkeit erzählt Sing me back home (before I die) den Weg eines jungen Mannes aus der Einsamkeit (zurück) in das Leben in menschlicher Gemeinschaft. Erst in der Begegnung mit anderen – im Gespräch, in der Berührung, im Spiel – kommt er zu sich. In A Window Is a Mirror Is a Window betrachtet ein Mädchen sich im Spiegel einer Schaufensterscheibe, die Kamera beobachtet sie aus dem Innern, folgt ihr, lauert ihr auf: eine Miniatur über Looks und Blicke. Eine weibliche Stimme spricht zögernd und stockend einen Text über ein fremdes Land, eine männliche Stimme korrigiert sie, lacht. Unterlegt ist das ungleiche Zwiegespräch mit Bildern tropischer Vulkanlandschaften, verlockend und unheimlich zugleich. Sie sind wie ein Versprechen: There Is a Happy Land Further Awaay. In G_Girls (Gracie) hören wir ein Mädchen mit ihrer Freundin telefonieren, lästern, phantasieren. Für ihre Wünsche bildet der bürgerliche Rahmen der elterlichen Wohnung Schutzraum und Stauraum zugleich. In der frühen Fotografie wurden aufgrund der langen Belichtungszeiten Kinder auf dem Schoß ihrer Mütter stillgestellt, um sie zu porträtieren. Die Mütter selbst wurden hinter einem Schleier verborgen. De Ontwaring adaptiert diese Technik für filmische Studien von Kindern vor der Kamera. Ineinander geschnittene Fragmente von Krankenakten erzählen in wegzaubern die Lebensläufe von Psychiatrie-Patientinnen. Die bürokratisch standardisierten Zuschreibungen von Normalität und Abweichung legen sich wie eine schillernde narrative Hülle, wie ein Film, um jedes einzelne gelebte Leben und bringen es zum Verschwinden.
Filmprogramm/Int. Auswahl / Sa, 23. April 2016 | 14:30 / Lagerhalle
Me/We
Sing me back home (before I die) > Gwennael Bolomey / CH / 22:00
A Window is a Mirror is a Window > Peter Roehsler / AT / 02:00
G_Girls (Gracie) > Susi Jirkuff / AT / 06:00
There Is a Happy Land Further Awaay > Ben Rivers / UK / 20:06
De Ontwaring > Sarah Vanagt / BE / 10:00
wegzaubern > Betina Kuntzsch / DE / 06:15