Videoinstallation von Koen Theys
Koen Theys' Kunstproduktion ist bis heute von zwei Themen beherrscht: dem Kampf
um die Macht und der Beziehung zwischen Mann und Frau.
Beide sind diametral entgegengesetzt und gegenseitig verbunden. Dies ist das
Wesen der hier gezeigten Arbeit.
Anfang des Jahres 1980 führte Koen Theys zusammen mit Dirk Paesmans eine
öffentliche Aktion unter dem Namen "Crime 01" auf. Im Geiste des Wiener
Künstlers NITSCH untersuchte Koen Theys die Grenzen seiner
persönlichen Aggression, bevor er seine persönlichen
Überlegungen bezüglich Aggression und Machtkampf in der Gesellschaft
spezifizierte. In dieser Aktion schneidet Koen Theys zwei Hunde vor dem
Publikum auseinander.
1984 realisierte Koen Theys das Videoband DIANA. Diana, die Göttin der
Fruchtbarkeit, des Krieges und der Jagd in der griechisch-römischen
Mythologie, ist eine mehrdeutige mythologische Gestalt, die man vielfältig
interpretieren kann: Erotik, Gewalt, Macht, Mord, Rituale und Liebe. Koen Theys
wurde während einer Ferienreise zu den Überresten der Landung in der
Normandie im Jahre 1944 inspiriert, DIANA zu machen.
1984 beginnt Koen Theys zusammen mit seinem Bruder Frank mittels des
elektronischen Mediums Video mit der visuellen Gestaltung von Wagners Oper
"Ring der Nibelungen". Es ist ein ehrgeiziges Projekt, in dem ein
elektronischer Hintergrund gezeichnet wird und in dem die Gestalt der
Schauspieler in der Montage retuschiert ist. Die verschiedenen Teile wurden
unter dem Namen "Lied von meinem Land" zusammengefaßt.
Sie vollendeten den ersten Teil "Das Rheingold" 1986. Der zweite Teil "Die
Walküren" (siehe Informationsprogramm 'Video in Belgien') ist für
Oktober 1988 geplant. "Lied von meinem Land" ist in erster Linie eine
Untersuchung der kulturgeschichtlichen und theatertechnischen Bedeutung Wagners
und seines Werkes. Sie gehen so weit, daß sie "Parsifal", eine
später komponierte Oper, mit dem "Ring" kombinieren. Genauso, wie der
Mythos von "DIANA" auf komplexe Weise Realität enthält, wird hier die
Realität in den Mythos einbezogen.
Durch imaginative Adaption und die Schaffung eines Bildes bezieht er sich auf
die neuen Möglichkeiten, in unserer Gesellschaft zur Macht zu gelangen.
In "Das Rheingold" wird der Kampf um das Gold, d.h. die Macht, ersetzt durch
den Kampf um das audio-visuelle Medium Fernsehen, das eine neue Form der Macht
geworden ist.
Im zweiten Teil, "Die Walküren", wird die Beziehung zwischen Mann und
Frau, und die Ehe, die Basisstruktur unserer Gesellschaft, Hurerei und
außerehelichen Beziehungen gegenübergestellt. Auch sie sind
unvorstellbar ohne das Gleichgewicht der Macht.
"Das Rheingold" ist in die hier gezeigte Video-Installation integriert. Der
Globus wurde reduziert auf die naive Vorstellung, die man von einem Satelliten
aus von ihm erhalten könnte. Zwei Globen wurden einander diametral
gegenübergestellt. Auf der Erde gibt es zwei gegensätzliche
Lebensarten, den einen Globus bedeckt eine friedliche Landschaft, die von
gemütlichen Villen beherrscht wird, der andere ist ein aggressiver
Metall-globus, den Technologie und Fernsehen beherrschen. Die Installation ist
plastische und humorvoll in ihrer Einfachheit.
Einige frühere Installationen von Theys sind: "The Dragonkiller" (1987),
"Sirenes" (1987), "Nibelheim, Riesenheim und Lichtheim" (1985), Mystic Lamb"
(1984) usw.
(Greet van Broeckhoven, 1988)