(EMAF96)
EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL · 11-15 SEPTEMBER 1996 · OSNABRÜCK

INFERMENTAL IX - EDITION WIEN

EMAF 1989


Herz von Europa

Schönbrunn, der Steffl, die Sachertorte sind nur ein Teil von Wien ...wollen Sie noch mehr entdecken? Dann begleiten Sie uns auf unserem Spaziergang zu den verborgenen Winkeln, Ausblicken und Aspekten unserer Stadt, als dem 9. Medien-Epizentrum von INFERMENTAL.

Wir haben für Sie ein Programm der Sehenswürdigkeiten zusammengestellt, in dem sich - wie in der Wiener Küche - Westliches mit Östlichem zu einem unverwechselbaren Ereignis mischt.

Folgen Sie uns zu den ausgewählten Originalschauplätzen von INFERMENTAL 9. Unser erster Treffpunkt, das ,,Technische Museum" mit seinen MODELLEN UND KONSTRUKTIONEN führt Sie in die polymorphe Welt der Medienkunst ein.

Wir setzen unseren Rundgang mit einem Besuch des "Freud Museums" fort, um anschließend in einem Wiener Kaffeehaus bei einm COCKTAIL DER SINNE Travestie und Schaulust zu diskutieren.

Am "Heldenplatz" haben wir für Sie ein paar SPRENGSÄTZE IM HANDGEPÄCK deponiert man regt sich in Wien gerne auf. Nehmen Sie von der ehemaligen Kaiserresidenz Ihr persönliches Andenken mit: vom "Riesenrad im Schnee" bis zur"Hochzeit im Schnee", EIN STÜCK HEIMAT, Pastiche und Parodie.

Den Schlußakkord unserer Führung setzen die Sirenenklänge eines TANGOS DES SCHWEREN GEWICHTS Metamorphosen des Imaginären, ein Tanz auf dem Vulkan. Lassen Sie sich verführen. Nehmen Sie sich Zeit. Wien hat mehr... (Ilse Gassinger)

Träume von einer Kunst

INFERMENTAL 9: TRÄUME VON EINER KUNST des Ungleichgewichts, die jeden Geistes- und Handarbeiter beunruhigt und verunsichert, in ihrem eigenen Interesse eine Abkehr von Ordnung und Vernunft darstellt und so stark auf die Phantasie wirkt, daß sie gleichsam aus dem Bildschirm heraustritt und durch Desorientierung des Betrachters dazu beiträgt, ihn der gewohnten Mittel und Wege zum Verständnis der Welt und zur Ausnutzung persönlicher Erfahrungen zu berauben.

INFERMENTAL 9: TRÄUME VON EINER KUNST, deren Einfachheit der Ideen ihnen die Eleganz verleiht, die sie den rationalen stereotypen Kategorien westlichen Denkens entrinnen läßt und Zweifel an der Wirklichkeit realer Phänomene und ihrer Beziehung zum Ebenbild aufsteigen läßt und die wie ein Parasit im Gehirn die vorgegebenen Strukturen des Geistes so etwa die bereits durch die Kultur transportierten Werte und angeborenen Schaltmuster verändern, um sie zu einem Dialog mit anderen geistigen Kräften entfernter Gehirne zu befähigen

INFERMENTAL 9: TRÄUME VON EINER KUNST, deren Mechanismen zur Verletzung von Stereotypen so groß ist, daß sie die Herrschaft der Sprache über das Denken abstreift und sich der höchst subjektiven Angelegenheit, nur das Beste auszuwählen, mit unsentimentaler Erfindungsgabe widmet und formale Extremstandpunkte eindeutige, unverwechselbare oder absonderliche Strömungen zu einer Gesamtschau zusammenfaßt, um einen heftigen Überblick über die gegenwärtigen Tendenzen in der Videokunst zu geben. Willkommen.


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Cassette 1 - MODELLE UND KONSTRUKTIONEN

Modelle und Konstruktionen als Waffe gegen die exakte Erklärung der Welt (Gruber/Vedder, Draudt). Modelle und Konstruktionen zur Erweiterung des künstlerischen Aktionsrahmens, entweder nach den Gesetzen der Mathematik (Ortiz) oder in spielerischer Abstraktion (Kowanz, Muki). Modelle und Konstruktionen gegen die Imitation der Natur und den langweiligen Wunsch nach realistischer Handlung (Bauer/Müller). Modelle und Konstruktionen gegen die Vorherrschaft des unverfälschten Abbildes in der Videokunst (Raskin Stichting}. Modelle und Konstruktionen zur Genese rhythmischer Prozesse (Larjosto, Langoth). Modelle und Konstruktionen als System verflochtener Strukturen, die jede für sich durch ihr konzentriertes Interesse an dem künstlerischen Problem, zu einer neuen Intensität des persönlichen Ausdrucks zu gelangen, gekennzeichnet ist.

12 STÜCKE

17:10, Österreich 1988. Von Karl Kowanz.

MUTTER VATER IST TOT

6:00, Bundesrepublik, 1987. Von Raskin Stichting.

DANC#6

2:47, USA, 1985/86. Von Rafael Montanez Ortiz.

SONATA PER GUITARRA ELECTRICA PREPARATA NO. 1, MOV. 3

5:00, Österreich, 1987/88. Von Muki.

FANY + TUTE

5:30. Bundesrepublik, 1987. Von Ute Meta Bauer, Susanne Müller.

EXPANDABLE LANGUAGE WITH DAVID MOSS

6:10. USA. 1988. Von Thomas Draudt.

SIIRTYMIA

8:48, Finnland, 1988. Von Harri Larjosto.

DER HERZSCHLAG DES ANUBIS

5:00, Bundesrepublik, 1988. Von Bettina Gruber, Maria Vedder.

PAS DE TANGO

6:00, Österreich, 1988. Von Michael Langoth.


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Cassette 2- COCKTAIL DER SINNE

Jede Geschichte ist eine Liebesgeschichte. Als Hommage verkleidet (Child, Gassinger), spielt sie mit den Konventionen des Stumm- und Amateurfilms, als Reisetagebuch getarnt (Bay) werden harmlose Obsessionen enthüllt. Hinter der übersteigerten Darstellung des Obszönen (Jürgens) oder des Ehrbaren (Pasztor) wird die Ambivalenz des "Stinknormalen" spürbar. Hyperrealistisch werden Erinnerungen an die Kindheit nachinszeniert (Grizinic/Smid), der entblößte Narzißmus erliegt der Imagination von Musik (Stadlmann). Ein Blick hinter die verschlossenen Türen von Verwandtschaftsbeziehungen (Patierno) bringt die Exzentrik "zweier reizender alter Damen" an den Tag. Inmitten eines metaphorisch aufgeladenen Familientableaus (Oerlemans) wird die Stimme des Vaters laut. Freud auf der Couch hält sein Mittagsschläfchen...

EXPOSED

8:00, Österreich, 1988/89. Von Ilse Gassinger.

CSABITAS/AURORA 41

7:18, Ungarn, 1 988. Von Erika Katalina Pasztor.

HOLIDAYS IN EUROPE

7:30. Frankreich, 1992. Von Didler Bay.

DEKLICA Z ORANZO

9:35, Jugoslawien, 1987. Von Marina Grzinic, Aina Smid.

ATÜDE

2:00, Österreich, 1988. Von Helmut Stadlmann

DE APPEL-ETERS

7:00, Niederlande, 1988. Von Yvonne Oerlemans.

FLAMINGO'S BLOW- NEUN VI

DEOBILDER ZU ALLERLEI LUST

6:45, Bundesrepublik, 1988. Von Ernst Jürgens.

PERILS

5:00, USA, 1987. Von Abigail Child.

ALICE AND LENA

14:00, USA, 1988. Von Mary Patierno.


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Cassette 3 - SPRENGSÄTZE IM HANDGEPÄCK

Im Transitraum (medien)politischer Inszenierungen und philosophischer Terminationen stellen Provokateure unterschiedlicher Nationalität ihre "Medienkoffer"ab. Als Parodisten oder Saboteure großer Erzählordnungen attackieren sie uns mit Gesten (Aurand/Pfeiffer, Romero, Knecht), Botschaften (Schatzl, Reitzema, Erdogan), Beschwörungen (Conrad) und bizarren Imaginationen (Breindl/Sodomka, Marek), um in der Weite des anrollenden Chaos erinnerungsfähige Gedächtnisspuren zu hinterlassen. Mit der Intensität ästhetischer Zerstreuung überschreiten sie die Konventionen des Erhabenen, mit der Virulenz von Denkern im Zivildienst haben sie die Welt als Diorama im Visier. Ihr Schweigen ist nur der Rückzug des Explosionsschalls.

DER SCHÄDLICHE RAUM

3:06, Österreich, 1988. Von Martin Breindl, Andrea Sodomka, Gabriele Mathes

DIE KINDERKÖNIG-SAGA

10:00, Türkei/Bundesrepublik, 1986/87. Von Ertan Erdogan, Herr Bert

NOCHEINMAL

4:00, Bundesrepublik, 1988. Von Ute Aurand, Ulrike Pfeiffer.

SONRIENDO...

3:00, Argentinien, 1988. Von Sergio Fabian Romero.

PARLOR SHRAPNEL

14:30, USA, 1988. Von John Knecht

DE WEG

5:30, Niederlande, 1987. Von Rene Reitzema.

IN LINE

7:00, USA, 1986. Von Tony Conrad.

MOBILE MATRATZE

3:22, Österreich, 1988. Von Leo Schatzl.

NAROZENINY V PARKU

12:00, Tschechoslowakei, 1987. Von Bulsit Film.


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Cassette 4- EIN STÜCK HEIMAT

Ein Stück Heimat: Eine Sammlung elektronischer, auf subtile Weise mehrdeutiger Gedankensprünge von Heimat als abstrakter Größe, deren Kern die eigene Sprache und Kultur ist (Lehner), und Heimat als konkreter geographischer Entität zu einer entfernten dritten Konzeption in Räume des Lebensgefühls und zeitlosen Begehrens (Barna, Hatoum). Ein Stück Heimat: Monologe vorübergleitender Heimat, mit dem Ansatz romantischer Spuren ins ländlich Alpine (Sixma/Vijselaar) und einem starken Anspruch auf Rebellion gegen den Traditionalismus (Blume, Morishita). Ein Stück Heimat: Von einer zynischen Reise durch die Macht vergangener Symbole und sichtbarer Realitäten (Ostrezov) entlang verschiedener konzeptioneller Dimensionen hin zu Gedankengängen, die zwischen grimmigem Fatalismus (Steele/Tomczak) und inbrünstiger Entschlossenheit (Henricks) schwankend die Sehnsucht nach kultureller Identität formulieren.

HEU

5:00, Österreich, 1987/88. Von Thomas Lehner.

KNIESPIEL

3:00, Bundesrepublik, 1988. Von Claus Blume.

WHITE DAWN

9:00, Kanada, 1987/88. Von Lisa Steele, Kim Tomczak.

MOMOKILA

10:00, Japan, 1988. Von Taisuke Morishita.

HOCHZEIT IM SCHNEE

4:40, Niederlande, 1986. Von Tjarda Sixma, Michiel Vijselaar

SZEP ASSOZONY- KET VERZIO

2 x 3:40, Ungarn, 1987 Von Mihok Barna.

REVOLUTIONÄRE ETÜDE

7 30. UdSSR, 1987. Von G. Ostrezov.

LEGEND

14:00, Kanada, 1988. Von Nelson Henricks.

MEASURES OF DISTANCE

15:00, Großbritannien/Kanada, 1988. Von Mona Hatoum.


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Cassette 5 - TANGO DES SCHWEREN GEWICHTS

Tango des schweren Gewichts: Ein Fenster zu einer Welt unerhörter Phänomene, deren raffinierte, glanzvolle und auf mehreren Ebenen komplexe Gebilde in andere, jenseits des logischen Verstandes liegende Zeit-Raumgefüge führen (Snow, Graf + ZYX). Tango des schweren Gewichts: Von der zynischen Schönheit der modernen mechanischen Welt des Geschwindigkeitsrausches und der Machtzusammenballung (Frez) vorbei an einem Szenarium der intensiven, kalten Lichtgestaltung (Ernst) zur Beobachtung seltsamer, in ästhetischen Räumen der Isolation schwebender Körper (Pasquella), und zu obszönen Beschwörungen, die dunkle Schatten auf die Reinheit des Bildes werfen (Egli).Tango des schweren Gewichts: Ein einzigartiges Instrument visueller Polemik (Lattanzi), dessen geheimnisvolle Intensität (Wagnest/Eder) abgelöst wird von makabren Abenteuern mit tödlichem Ausgang und paradoxen Dialogen mit der Welt (Mertvij/Jufit), die, die Schranken zwischen Bewußtem und Unbewußtem negieren, in ein ungeheures, noch nicht genutztes Reservoir der menschlichen Gedanken und Begierden führen.

HERZO BASE EXIT

42:00, Österreich, 1986. Von Graf + ZYX.

EIN NARRENFEIERTAG

UdSSR, 1987. Von llja Frez.

HIDING FROM HOCKNEY

6:00. USA, 1987 Von Don Pasquella.

1/2 MINUTE VIDEO

l :00, Kanada, 1988. Von Christian Ernst.

SOMA

6 00, USA, 1988. Von Barbara Lattanzi.

THE COURAGEOUS VIOLENT

2:41, Schweiz, 1987/88. Von Jürg Egli.

VERBAL

8 40, Österreich 1988. Von Matta Wagnest Nicolas Eder.

BECHA

10:00, UdSSR, 1987. Von A. Mertvij, E. Jufit.



RÜCKBLICK AUF 8 JAHRE INFERMENTAL

Rückblick auf 8 Jahre INFERMENTAL: Ein "zikulierender Info-Speicher" für innovative, audiovisuelle, kinematographische Ideen, "eine Brücke zwischen den Medieninseln" sollte INFERMENTAL sein, als das Projekt 1980 von ungarischen und polnischen Experimental-Filmemachern ins Leben gerufen wurde. Diese Idee ist von den stets wechselnden Redaktionen kontinuierlich beibehalten und als Tradition fortgeführt worden. Die Methoden der Auswahl aus dem jährlichen eingereichten Material und die Kriterien für eine Kontextbildung waren -wie auch von den Initiatoren gewünscht - immer verschieden. Einige Redaktionen (z.B. Tokyo, Rotterdam, Buffalo, N.Y.) arbeiteten mit vorgegebenen Themen, andere veränderten flexibel ihre vorgegebene Vorstellung, wenn die Tendenzen eindeutig anders lagen (z B. Vancouver), die meisten Redaktionen aber hielten es für effektiver und authentischer, erst nach der Sichtung der eingegangenen Arbeiten Kategorien zu bilden (z.B. Hamburg, Lyon, Wien).

Auch hinsichtlich der Konzipierung der Struktur des Magazins (Vorspann, Jingles, Kürzungen ja oder nein...) sind in den jeweiligen Ausgaben bedeutende Unterschiede festzustellen. Die von den lokalen Herausgebern (Künstlergruppen aus 10 Städten) jährlich präsentierten Anthologien sind in der Tat ein reicher Fundus für Semiotiker, Topologen und visuelle Philosophen. Ein Vokabular der 80er Jahre ist mit diesem bislang 59-stündigen Video Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Das Netzwerk INFERMENTAL versteht sich nach wie vor als ein Veröffentlichungs-Organ, als ein Forum für einen direkten Dialog zwischen analog arbeitenden Künstlern aus aller Welt (mittlerweile 1500 Künstler aus 32 Ländern).

Vera Body



© 1996 Aug 12 EMAF / emaf@bionic.zerberus.de


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