Die Lebens- und Arbeitssituation von Videokünstlern ist schlecht. Die
ökonomischen Zwänge ihres Mediums treffen sie doppelt: ihnen fehlt
oft das Geld um mit professionellem Gerät zu arbeiten und es fehlen
Möglichkeiten, durch den Verleih oder Verkauf der Bänder Geld zu
verdienen.
Stipendien und Fördermaßnahmen, wie sie für Literatur und Film
üblich sind, fehlen für die Videokunst. Die wenigen Ausnahmen, der
Marler Videokunstpreis,und der im vorigen Jahr in's Leben gerufene Erster
Kölner Videokunstpreis, reichen nicht aus, um eine kontinuierliche
künstlerische Entwicklung zu gewährleisten.
Gäbe es nicht FestivaIs und einige wenige Verleiher, so würde
Videokunst unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden.
Schuld an dieser Misere sind aber auch die Videokünstler selber: allzu oft
machen sie aus der Not (fehlendes Gerät usw.) eine ästhetische Tugend
und definieren konzeptionslosen unansehnlichen Videoschrott als Kunst. Wendet
sich dann das wenige Publikum fassungslos ab, findet sich mancher zufrieden
bestätigt und verharrt selbstgefällig in Stande schmollender
Unverstandenheit.
WIR FORDERN DESHALB MEHR ÖFFENTLICHKEIT FÜR DIE VIDEOKUNST. DIES
WERDEN WIR ABER NUR ERREICHEN, WENN DIE VIDEOKÜNSTLER IN ÖFFENTLICHE
RÄUME HINEINARBEITEN. DESHALB FORDERN WIR KONKRET:
- SENDEZEIT BEI ARD, ZDF UND PRIVATEN SENDEANSTALTEN. NUR SO KANN DEN
VIDEOKÜNSTLERN AUCH ZU ANGEMESSENEN GAGEN VERHOLFEN WERDEN: DAS TV
PUBLIKUM HAT EIN RECHT AUF BILDER, DIE MEHR SIND ALS GEFÄLLIGE VERZIERUNG.
SUBVERSIVE VISIONEN, EINE NEUE UNANSEHNLICHKEIT, DIE MIT CHARMANTER
GESCHMACKLOSIGKEIT UNTERHÄLT, DIESE UND ANDERE NEUE WEGE MUß
VIDEOKUNST AUFREIßEN. UND FÜR DIESE KUNST FINDET SICH EIN PUBLIKUM.
GARANTIERTE SENDEZEIT IM DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN KULTURKANAL
- ABNAHMEQUOTEN FUR DIE MUSEEN
- SUBVENTIONEN FUR FILMKUNSTTHEATER, DIE VIDEOKUNST ZEIGEN
- EIN NATIONALES VIDEOKUNST-FESTIVAL
Köln, den 7. August 1989