35 mm, 94:00, col. Regie, Schnitt: Werner Nekes: Kamera: Bernd Upnmoor Werner
Nekes; Darsteller: Armin Wölfl, Tabea Bloomenschein, Russel Denton; Musik,
Kommentar: Anthony Moore, Helge Schneider; Produktion: Werner Nekes.
Der Film ist eine homerische Reise durch die Geschichte des Kinos. Sein Thema
ist der mythologische Odysseus von Homer, der Ulysses von James Joyce und die
synthetische Figur Telemach/Phil von Neil Oram. Werner Nekes faßt diese
drei Figuren zusammen und zeigt ihre Geschichte analog zur Geschichte der
"Lichteratur", des Schreibens mit Licht = Film. Doch sein Hauptthema ist die
visuelle Sprache selbst. Odysseus/Bloom verwandelt sich in Uli, den Fotografen,
Penelope/ Molly ist sein Modell, Telemach/ Stephen wird Phil, der seine
"Telemachia" beginnt. Die Verknüpfung ihrer drei Lebensläufe
geschieht an einem Tag im September 1980 im Ruhrgebiet, vor den Wahlen in der
Bundesrepublik.
Von Dublin ins Ruhrgebiet, von einem Kino Ort namens Casablanca zu einer auch
nicht wirklichen Stadt namens Poona führt die bizarrste Kino-Reise der
letzten Jahre. Wir begegnen Groucho Marx und Helmut Schmidt, wir treffen das
versprengte Personal aus der "Odyssee" des Homer, aus dem "Ulysses" von James
Joyce und aus Neil Orams experimentellem Theaterstück "The Warp". Diese
Schichten überlagern, durchdringen einander in einem komplexen
Prozeß. Aber ULIISSES (Uli is' es: Uli, der Kohlenpott-Photograph, der
Enkel von Leopold Bloom) erweist sich auch als Schelmenstück, als
erotisches Abenteuer.
Dietrich Kuhlbrodt, der beste Kenner der von Filmförderung und Verleih
schnöde im Stich gelassenen deutschen Avantgarde-Film-Szene, merkt zu
ULIISSES an: "Gegenstand der Odyssee ist die Bildsprache selbst: das
Sehenlernen und das Sehenwollen. Das geht von der kinematographischen
Archäologie zur spielerischen Innovation der letzten Art". Werner Nekes,
ein großer Zauberer und Erfinder, der in seiner Werkstatt in Mülheim
an der Ruhr immer neue Maschinen und optische Tricks ersinnt, arbeitet mit
Phosphor-Staub, Laser-Strahl und computergesteuerten Bildschaltungen: "die Welt
als kinematorgraphisches Vexierbild" (Nekes).
"Es gibt keine einzige filmische Technik, die in diesem Film nicht
vorkäme. Man muß nicht nur sehr genau hinschauen, sondern auch
mehrere Male. Das Kino, sagte Nekes jüngst in Cannes, sei vielleicht nicht
mehr das richtige Medium für ULIISSES. Die Feinheiten erschließen
sich erst beim wiederholten Betrachten einer Bildplatte oder Video-Kassette.
Ein ungewöhnliches, bisweilen verwirrendes Vergnügen bleibt ULIISSES
indessen auch auf der Leinwand." (Hans-Christoph Blumenberg, DIE ZEIT, 27. Mai
1983; Filmtip: Hervorragend).