(EMAF96)
EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL · 11-15 SEPTEMBER 1996 · OSNABRÜCK

ULI ISSES (1980-1982)

EMAF 1990

(70 KB-JPG)


35 mm, 94:00, col. Regie, Schnitt: Werner Nekes: Kamera: Bernd Upnmoor Werner Nekes; Darsteller: Armin Wölfl, Tabea Bloomenschein, Russel Denton; Musik, Kommentar: Anthony Moore, Helge Schneider; Produktion: Werner Nekes.

Der Film ist eine homerische Reise durch die Geschichte des Kinos. Sein Thema ist der mythologische Odysseus von Homer, der Ulysses von James Joyce und die synthetische Figur Telemach/Phil von Neil Oram. Werner Nekes faßt diese drei Figuren zusammen und zeigt ihre Geschichte analog zur Geschichte der "Lichteratur", des Schreibens mit Licht = Film. Doch sein Hauptthema ist die visuelle Sprache selbst. Odysseus/Bloom verwandelt sich in Uli, den Fotografen, Penelope/ Molly ist sein Modell, Telemach/ Stephen wird Phil, der seine "Telemachia" beginnt. Die Verknüpfung ihrer drei Lebensläufe geschieht an einem Tag im September 1980 im Ruhrgebiet, vor den Wahlen in der Bundesrepublik.

Von Dublin ins Ruhrgebiet, von einem Kino Ort namens Casablanca zu einer auch nicht wirklichen Stadt namens Poona führt die bizarrste Kino-Reise der letzten Jahre. Wir begegnen Groucho Marx und Helmut Schmidt, wir treffen das versprengte Personal aus der "Odyssee" des Homer, aus dem "Ulysses" von James Joyce und aus Neil Orams experimentellem Theaterstück "The Warp". Diese Schichten überlagern, durchdringen einander in einem komplexen Prozeß. Aber ULIISSES (Uli is' es: Uli, der Kohlenpott-Photograph, der Enkel von Leopold Bloom) erweist sich auch als Schelmenstück, als erotisches Abenteuer.

Dietrich Kuhlbrodt, der beste Kenner der von Filmförderung und Verleih schnöde im Stich gelassenen deutschen Avantgarde-Film-Szene, merkt zu ULIISSES an: "Gegenstand der Odyssee ist die Bildsprache selbst: das Sehenlernen und das Sehenwollen. Das geht von der kinematographischen Archäologie zur spielerischen Innovation der letzten Art". Werner Nekes, ein großer Zauberer und Erfinder, der in seiner Werkstatt in Mülheim an der Ruhr immer neue Maschinen und optische Tricks ersinnt, arbeitet mit Phosphor-Staub, Laser-Strahl und computergesteuerten Bildschaltungen: "die Welt als kinematorgraphisches Vexierbild" (Nekes).

"Es gibt keine einzige filmische Technik, die in diesem Film nicht vorkäme. Man muß nicht nur sehr genau hinschauen, sondern auch mehrere Male. Das Kino, sagte Nekes jüngst in Cannes, sei vielleicht nicht mehr das richtige Medium für ULIISSES. Die Feinheiten erschließen sich erst beim wiederholten Betrachten einer Bildplatte oder Video-Kassette. Ein ungewöhnliches, bisweilen verwirrendes Vergnügen bleibt ULIISSES indessen auch auf der Leinwand." (Hans-Christoph Blumenberg, DIE ZEIT, 27. Mai 1983; Filmtip: Hervorragend).



© 1996 Aug 12 EMAF / emaf@bionic.zerberus.de


[Homepage] - [Haupt-Menü] - [Archiv] - [1990] - [Diese Seite]