(EMAF96)
EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL · 11-15 SEPTEMBER 1996 · OSNABRÜCK

Du hast kein Herz

EMAF 1991

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(Uraufführung)

U-matic, 16:00, col.. BRD/Frankreich 1991. Realisation: Rotraut Pape. Idee & Konzeption: Rotraut Pape, Andreas Coerper. Ton: Alf Olbrisch. Darsteller: Pape/Coerper. Produktion: RASKIN.

Die Quantität der Information entspricht der Wahrscheinlichkeit, mit der sie nicht erwartet wird.

Du hast kein Herz ist das zweite Band einer Trilogie (l.=Rauchnächte). Zwei Köpfe, ein Mann und eine Frau kommunizieren miteinander, ihre Beziehung wird bruchstückhaft thematisiert. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Reflexion über Sprache: die Mimik, die Pausen: der Raum zwischen den Sätzen konkurriert mit den Sätzen und Satzfragmenten. Es gibt normale Dialoge zwischen den beiden. Frage und Antwort. Kommentar und Widerspruch. Es gibt Dialoge jedes einzelnen mit sich selbst, mit seinem eigenen schlechten Gewissen. Ab und zu verstricken sich die Protagonisten in einen Streit, der in Sprachlosigkeit gipfelt oder aber wie ein Chor in einen Strudel von Wiederholungen stürzt.

("Jede Person nimmt eine Stellung ein oder ein Argument auf und wiederholt es unablässig, einer nach dem anderen, oder beide gleichzeitig. Jeder schreit nun fortwährend seine Meinung vor sich her, bis gewöhnlich eine Stimme zu siegen scheint, die andere schwächer wird: Standpunkte werden selten entwickelt, sondern einfach wiederholt.")

Die Auswahl der Sätze ist bewußt so gehalten, daß sie allgemeiner Art sind: Du lügst, du bist nicht wie andere, es fehlt mir etwas, usw. Die Sprache der Personen kann bildliche oder typographische Form annehmen und in dieser Gestalt zum verletzenden Pfeil oder schützenden Schild werden. Die Sprache ist das plastische Material, nicht der vertraute Satz transportiert die Informationen, sondern das durch seinen ständigen Kontextwechsel aufgeladene Satzmaterial. Einzelne Sätze wechseln ihre Bedeutung wie ein Chamäleon seine Farbe, sie entgehen der Gefahr derAbnutzung durch Positionswechsel. Die Mitteilung verbirgt sich zwischen Sätzen und Bildern im Unausgesprochenen.

RASKIN ist die Weiterentwicklung der künstlerischen Arbeit der Performancegruppe RASKIN STICHTING ENS., die, Anfang der Achtziger Jahre gegründet, bis 1987 hauptsächlich live auftrat. Seit 1987 veröffentlicht sich RASKIN vorwiegend auf Video und präsentiert Arbeiten in Form von Videobändern und Installationen. Rotraut Pape und Andreas Coerper konzipieren die Arbeiten gemeinsam, die Videotapes werden dann von Rotraut Pape reallsiert.

Rotraut Pape: Geboren 1956 in Berlin. Studium Freie Kunst HBK Hamburg, lebt in Berlin, Hamburg und Lyon.

Andreas Coerper: Geboren 1955 in Düsseldorf; Studium Freie Kunst HBK Hamburg, lebt in Hamburg.



© 1996 Aug 12 EMAF / emaf@bionic.zerberus.de


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