Ken Feingold USA 1991
Die Arbeit behandelt das gleichzeitige Empfinden von Ekstase und Leere, die in
der labyrinthischen Natur des Reisens, des Sich-Bewegens ihren Ursprung haben:
der Geist in Reflektion über sich selbst und über die Organisation
von Sprachen, Gedanken und Wahrnehmungen. Bilder fließen von einem Ort
der Welt zum anderen, eine ständige Bewegung des Reisenden; der
durchquert, vorbeigeht; der Blick auf die Welt entlang des Weges, ohne an ein
Ende zu denken.
Dies sind Bilder, die ich zwischen 1979 und 1991 in den USA, Indien, Japan,
Argentinien, Thailand, Schottland und Sri Lanka aufnahm, vollkommen ohne jede
Vorstellung von filmischen mise-en-scène. Sie sind die
Überbleibsel, der visuelle und hörbare Rest dessen, an dem
vorbeigegangen, das durchquert wurde.
Auf der anderen Seite sind Momente der Beständigkeit der Kamera, die das
beobachtet haben, was wir als Natur ansehen, d.h. Zeit außerhalb unserer
eigenen Bestimmungen; Ereignisse, die sich ohne Rücksicht auf menschliche
Absichten entwickeln, die zeitliche Ordnung, die unser eigenes Durchqueren der
Zeit markiert, ob wir in Bewegung sind oder nicht.
Sie werden durch das Berühren einer Schnittstelle, die in ein
umfangreiches Buch (das wiederum Hände, Texte enthält) eingegliedert
ist, gefunden oder gesucht.
Von besonderem Interesse sind für mich bei dieser Arbeit Sprachen in der
Form von Listen und Verzeichnissen (Sprache mehr oder weniger außerhalb
der Grammatik), Organisationsformen von Wissen und Gefühl, wie sie dem
Geist entspringen oder Kondensationen von Verständniseinheiten zu Sprache.
Der Computer zitiert und zeigt verschiedene Listen und Ausdrucke von
buddhistischen Texten über Wahrnehmung, Gefühl und Wissen aus Tibet;
Listen aus den Arbeiten von Borges, Duchamps, Nagarjuna und anderen.
Ich habe lange Textabschnitte aus "The Monkey Grammarian" {in einem sprechenden
Suchobjekt), einer Arbeit von Octavio Paz, benutzt, die die Komplexität
und die Leere des Suchens nach einer "Bestimmung", des Anstrebens eines Zieles
ausdrückt.
Die Arbeit enthält auch verschiedene ekstatische Musikstücke,
Ausschnitte aus Robbe-Grillets Film "L'Immortelle" (einem erotischen Geheimnis
des Verschwindens), japanischeTV-Werbespots und von mir geschaffene Computer
Animation.
Es ist eine interaktive Multimedia-Arbeit, die eine computergesteuerte
Videoplatte, Computer-Graphiken, digitalisierten Ton und Text sowie synthetisch
hergestellte Stimmen benutzt und auf die Teilnahmeform des
Betrachters/Teilnehmers an der Arbeit reagiert. Das Vermögen des
Betrachters, interaktiv am Strom der Bilder und Töne mitzuwirken und ihn
zu lenken, erlaubt es ihm, das Stück zu "spielen'', das Auffinden eines
Zielortes anzustreben oder zu vermeiden, oder Spaß am Labyrinth zu haben.
Ken Feingold hat seit 1970 Film- und Videokunst(werke) produziert. Regie
geführt und bearbeitet, und er hat mehr als fünfzig Filme, Videos und
Video-Installationen geschaffen. Auch in anderen Medien hat er viele Arbeiten
angefertigt und gezeigt, besonders in den Bereichen Malerei und
Skulptur/Installation.