FILMRETROSPEKTIVE 1911 - 1941
Rudi na záletech
Rudi Fools Around
35 mm, 5:00, Stummfilm, s/w, CS 1911. Regisseure: Emil Artur Longen und Antonin
Pech. Kamera: Antonin Pech.
Rudi sportsmanem
Rudi the Sportsman
35 mm, 9:00, Stummfilm, s/w, CS 1911. Regisseure: Emil Artur Longen und Antonin
Pech. Kamera: Antonin Pech.
Diese beiden Slapsticks wurden spontan inmitten von Erholungseinrichtungen im
zeitgenössischen Prag gedreht. Rudi ist die Kabaretterfindung und
Verkörperung von Emil A. Longen.
Ceske hrady a zamky
Czech Castles and Chateaux
35 mm, 9:00, Stumfilm, eingefärbt, CS 1914. Regisseur: Karel Hasler.
Kamera: Josef Brabec.
Geschaffen als Vorspiel zum Bühnenstück Man without an
Apartmant, besteht der Film aus der Hetzjagd eines Schauspielers, von einem
Landschloß zur Kabarett-Bühne, wo das Stück auf seinen Auftritt
wartet.
Indem er in Autos mitgenommen wird, Fahrzeuge von Rennbooten bis zu Zügen
entführt und einen Kleiderwechsel zu Zylinderhut und Frack bewerkstelligt,
ruft der saumselige Thespisjünger in seinem "Endspurt" über den
Dächern und Schornsteinen von Prag das Bild von Fantomas hervor.
Praha y zári svetel
Prague Shining in Lights
35 mm, 26:00, Stummfilm, s/w, CS 1928. Regisseur: Svatopluk Innemann.Kamera:
Vacla Vich.
Dieses geballte mittellange Dokument des Prager Nachtlebens auf dem
Höhepunkt der wilden zwanziger Jahre ist ein wichtiges Beispiel des
City-Genres mit Parallelen zu Ruttmanns Berlin, Sinfonie einer
Großstadt (1927) und Vertov`s Man with the Movie Camera
(1929). Als ein Fest der Urbanität, angetrieben von elektrischem Licht,
war dies der erste tschechische Film, der das gerade entwickelte,
hochempfindliche panchromatische Filmmaterial benutzte.
Bezucelná procházka
Aimless Walk
35 mm, 10:00, Stummfi1m, s/w, CS 1930.Regisseur und Kamera: Alexander
Hackenschmied.
Hackenschmieds erster Film, die Ich-Studie eines jungen Mannes, der sich in
einen Prager Vorort aufmacht, verbindet den Betrachter mit dem anonymen
Protagonisten mittels einer subjektiven Kamera. Dieser unkonventionelle
Blickwinkel ruft ein lyrisch-melancholisches Gefühl inmitten der
Alltagsrealität hervo, während der Spaziergang zur Metapher der
Phantasie oder eines mentalen Trips wird.
Die Schlußsequenz (in welcher der Mann zu zwei Personen wird) stellt eine
thematische Verbindung zu einer späteren Arbeit des Autors - Meshes of
the Afternoon (1943) - her.
Svetlo proniká tmou
The Light Penetrates the Dark
35 mm, 7:00, Stummfilm, s/w, CS 1930. Regisseure: Frantisek Pilat und Otakar
Vavra. Kamera: Frantisek Pilat.
Die Kinetische Skulptur des Bildhauers und Designers Pesanek warf acht Jahre
lang Lichtstrahlen von der Fassade der Edison-Umspannstation der Prager
Elektrizitätsgesellschaft. Angefertigt vor der Zerstörung der
Skulptur im Jahre 1939 während der Nazi-Besatzungszeit, behandelt dieser
kurze abstrakte Film - zeitlich zusammenfallend mit Moholy-Nagys
Lightplay: Black White Gray (Ein Lichtspiel: Schwarz Weiß
Grau, 1930) das modernistische Thema der Skulptur.
Nur dieses komplexe Filmdokument und Einzelaufnahmen sind heute noch erhalten.
Na Prazském hrade
Prague Castle
35 mm, 12:00, s/w, CS 1932. Regisseur und Kamera: Alexander Hackenschmied.
In seinem zweiten Film, einem lebhaften, kompakten Essay, versuchte
Hackenschmied, "die Beziehung zwischen architektonischer Form und Musik zu
finden". Hackenschmied hatte Architektur, Fotografie und Bühnenaufbau
studiert, bevor er sich dem Film zuwandte.
Impressionen von den emporstrebenden gotischen Formen der St. Vitus Kathedrale
werden sowohl aus dem Blickwinkel des Fußgängers als auch aus der
Vogelperspektive vermittelt; sie werden Frantisek Bartos musikalischer
Komposition durch einen flüssigen Schnittrhythmus angepaßt.
Burleska
Burlesque
35 mm, 3:00, Stummfilm, s/w, CS 1932. Regisseur und Kamera: Jan Kucera.
Um seine pazifistische Gesinnung durch ein Spektrum versteckter poetischer
Verknüpfungen auszudrücken, dachte sich der junge Journalist und
Filmkritiker Kucera eine verspielte Mischung aus surrealistischen
Trickaufnahmen und Nachrichtenmaterial aus.
Zijeme v Praze
We Live in Prague
35 , 13:00, s/w, CS 1932. Regisseur: Otakar Vavra. Kamera: Jaroslav Tuzar.
Straßen-Vignetten mischen soziale Dokumentation mit dramatischen
Zwischenspielen und fxieren Prags Wahrzeichen und Bürger mit intensiver
Beobachtung.
Eingewoben in diese poetische Reportage über die Schönheit,
Banalität, Vulgarität und den Optimismus der nicht zu
unterdrückenden Urbanität Prags ist eine romantische Begegnung, die
sich von heimlichen Küssen im Schatten von St. Vitus zu einem
atemberaubenden Selbstmord-Sprung von einer Brücke entwickelt.
Atom vecnosti
The Atom of Eternity
35 mm, Original: 16 mm, 6:00, s/w, CS 1934. Regisseur und Kamera: Cenek
Zahradnicek.
Der Verlauf einer Frühlingsleidenschaft und seine flüchtige
Vollendung werden stilvoll und flüssig durch den Gebrauch des Lexikons der
Avantgarde-lkonographie umgesetzt.
Allzu deutliche sexuelle Metaphern (der Zug rast in den Tunnel, kommt heraus
und stößt zurück in den Tunnel) bringen diesen "Kunst" -Film in
den Bereich der Selbstparodie.
Ruce v Utery
Hands on Tuesday
35 mm, Original: 16 mm, 11:00, s/w, CS 1935. Regisseur und Kamera: Cenek
Zahradnicek.
Ein stellares Ensemble von Händen wird bei den privaten Handlungen eines
Tages beobachtet: spielend, liebend, kommunizierend und ruhend. Extrem
originelle Szenarios, den Seiten billiger Kriminalgeschichten entnommen oder
beobachtet bei heimlichen Kneipenflirts, zeichnen diesen "Amateur -Film aus.
Máj
May
16 mm, 16:00, s/w, CS 1936. Regisseure: Emil Frantisek Burian und Cenek
Zahradnicek. Kamera: Cenek Zahradnicek.
Dieser beziehungsreiche Kurzfilm war Bestandteil von Burians
Avantgarde-Bühnenbearbeitung von Karel Hynek Machas "nineteenth-century
Romantic poem" (etwa: Romantisches Gedicht im 19. Jahrhundert).
Verzerrte Nahaufnahmen weiblicher Körperteile wurden fast bis ins
Abstrakte vergrößert und auf ein Leinentuch projiziert, um die
gleichzeitig stattfindende Bühnenhandlung zu ergänzen.
Cernobila rapsodie
Black and White Rhapsody
35 mm., 3:00, s/w, CS 1996. Regie: Fric.
Mit geschickten, kaleidoskopartigen Kameraeffekten und im Freien filmte der
sehr produktive Regisseur Fric diesen lebhaften Jux mit Frauenpaaren in
zweifarbigen Kostümen. Der Film, getragen von einem ausgefeilten
Swing-Rhythmus und in amüsanter Weise zwischen einem Turnfest und
brillanter Werbung für Damenwäsche hin- und herschwankend, war
eigentlich als Promotion für die Tanzgruppe von Frics Tochter vorgesehen.
Hra bnbunek
The Play of Bubbles, auch freigegeben als Fantaisie érotique
35 mm. 2:00, Gaspar-Farbe, CS 1936. Regisseur und Kamera: Karel Dodal und Irena
Dodalova.
Dieser Trick- und Werbefilm für Saponia-Produkte enthält ein
Jazz-Jingle, Störche bei ihren "Lieferungen" in der Tschechoslowakei,
verspielt abstraktes Design und den zweilagigen Gaspar-Farbprozeß.
Silnice zpivá
The Highway Sings
35 mm, 4:00. s/w, CS 1937. Regisseure: Elmar Klos, Alexander Hackenschmied.
Kamera: Alexander Hackenschmied und Jan Lukas.
Jugendliche Erfindungsgabe und Ausgelassenheit, die von der Avantgarde in die
Werbung gebracht wurden, werden deutlich in den Low-Budget-Effekten und dem
fotografischen Stil dieses Bata-Tire-Werbestreifens. Er bekam einen ersten
Preis anläßlich der Ausstellung 1937 in Paris.
Myslenka hledajici svetlo
The idea Seeking Light
35 mm, 10:00, s/w, CS 1938. Regisseure: Irena Dodalova und Karel Dodal. Kamera:
Karel Dodal.
Als Vorläufer der computererzeugten Graphiken verbindet dieser
phantasievolle, abstrakte Film verschiedene Lichtmuster mit der Botschaft einer
weltweiten Brüderlichkeit.
Divotverne oko
The Magic Eye
35 mm, 10:00, s/w, CS 1939. Regisseur: Jiri Lehovec. Kamera: Vaclav Hanus.
Als Kreuzung zwischen Funktionalismus und Surrealismus ermöglichen
Lehovecs extreme Nahaufnahmen seine Freudsche Vision der Enthüllung einer
verborgenen Verbindung zwischen alltäglichen Dingen.
Indem die Aussage von Dziga Vertovs wegbereitendem "Filmauge"-Manifest
wiederbelebt wird, (ver)führt der Film den Betrachter in eine dem
bloßen Auge nicht zugänglichen Welt.
Rytmus
Rhythm
35 mm, 12:00, s/w, CS 1941. Regisseur: Jiri Lehovec. Kamera: Pavel Hrdlicka.
In vier Abschnitte unterteilt, erforscht, illustriert und harmonisiert
Rhythm in einer dynamischen Zusammenfassung neben den ältesten auch
die neuesten Methoden der visuellen Darstellung musikalischer Wahrnehmung.
Die Sequenzen bewegen sich von einem wissenschaftlichen Labor mit
"Noir"-Belichtung in ein Aufnahmestudio, zum Trickfilmtisch und
schließlich in den Projektionsraum eines Filmtheaters.
Alle Kopien sind aus dem tschechoslowakischen Film-Archiv (Ceskoslovenska
filmotéka) in Prag. Die Einträge in die Checkliste wurden von Ralph
Mckay vorgenommen.