(EMAF96)
EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL · 11-15 SEPTEMBER 1996 · OSNABRÜCK

Tales From the Chopping Cart

EMAF 1993


Interaktive Video Installation (Dt. Erstaufführung)

Barney W. Haynes, USA 1992

Das Thema der Installation TALES FROM THE CHOPPING CART ist der Konsum von Bildern. Innerhalb des Kontextes eines verlassenen Ladens gibt es leere Regale, mit ein paar herumliegenden Dingen. Durch die Gänge bewegt sich der interaktive `chopping cart'. In den Ecken der Installation, über umgedrehte, mit Wasser gefüllte Kühlschränke treibend, flackern Fernsehröhren, die den Raum mit Licht erfüllen.

Chopping Cart

Der `chopping cart' hat einen auf eine Armatur gesetzten Monitor, der an den Korb des Wagens geschraubt ist. Der "Konsument" oder der Betrachter schiebt den Einkaufswagen (shopping cart) durch die Installation und sucht dabei nach den Strichcodes. Jeder Strichcode stellt ein Kapitel Bilder auf der Video-Disk dar. Wenn der "Konsument" einen Strichcode mit dem Strichcode-Leser ausgewählt hat, erscheint eine Bilderserie auf dem Monitor des Einkaufswagens. Die Bilder haben eine physische und thematische Beziehung zu den verstreuten Dingen in den leeren Regalen.

Der Bilderkonsum findet durch die Manipulation der Geschwindigkeit und der Richtung des Wagens statt. Wird der Wagen langsam bewegt, so läuft die Video-Disk langsam, wird der Wagen zurückzogen, läuft die Video-Disk zurück. Die Fähigkeit des Videodisk-Players, die Geschwindigkeiten ohne Schwierigkeiten zu ändern, schafft eine nahtlose Erweiterung der Bewegung des Wagens. Zwischen der wiederholenden Bewegung des "Verbrauchers", dem Bild und dem Einkaufswagen wird innerhalb der Installation ein physischer Gleichlauf hergestellt.

Der "chopping cart" ist physikalisch und emotional interaktiv. Die mechanische Bewegung des Wagenschiebens und -ziehens ruft einen Zustand des Nachdenkens hervor. Visuelle Rhythmen werden durch die Isolation von Zeit und Bewegung in Wiederholungen geschaffen. Räumliche und thematische Beziehungen verschieben sich, was es dem "Verbraucher" gestattet, eigene Geschichten zu ersinnen.

Video

Der Mund ist Haupthema der Videodisk. Zu den Bildern gehören: das "gefräßige Kind", das sich in ständig wiederkehrender Vorfreude die Lippen leckt; ein körperloser Finger, der den Rachen eines CPR-Dummys säubert; und eine Zunge, die existentielle Zitate erbricht, indem sie Sprache in atonale Tonstücke aufgliedert.

Satiation Pools

Die `Satiation Pools' (satiation = Sättigung) sind Wasserkörper, die funktionierende Bildröhren haben, die umgekehrt auf der Wasseroberfläche treiben. Die Schaltungen und Kabel auf den Fernsehern hängen über dem Wasser, so daß die Röhren frei treiben können. Die Pools basieren auf Platos Allegorie von der Höhle. Das bildlose Licht erfüllt die Installation mit flackernden Schatten.

Barney W. Haynes: Arbeitet seit zehn Jahren im Bereich Video, mit Videofilmen, Performances und Installationen. Studium an der University of California, Berkeley, Kalifornien. 1980 BA in Sozialwissenschaft mit der Abschlußarbeit "Kunst und kulturelle Praxis". Studium am California College of Arts and Crafts, Oakland, Kalifornien. 1988 MFA in Film/Video/Performance mit Auszeichnung



© 1996 Aug 12 EMAF / emaf@bionic.zerberus.de


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