Interaktives Labor-Projekt
(Uraufführung)
Richard Land, Eku Wand, Film & Video Umbrella
Deutschland/Großbritannien 1993
Die rasante Verbreitung digitaler Informationsnetze, die die meisten
europäischen Zentren miteinander verbinden, bedeutet, daß jetzt
über früher unüberwindliche Entfernungen Informationen
ausgetauscht sowie Geschäfte abgewickelt werden können.
Diese Netze sind so weitverzweigt geworden, und das von ihnen verarbeitete
Material ist so vielfältig geworden, daß es tatsächlich immer
weniger erforderlich wird, in die europäischen Metropolen zu fahren, um
eine konstante, detallierte Kommunikation mit ihnen aufrechtzuerhalten. Dies
wiederum könnte tiefe Auswirkungen nicht nur auf unseren Umgang
mit sondern auch auf unsere Vorstellungen über
das übrige Europa haben.
Zwar ist es leicht, sich eine Situation vorzustellen, in der der Kontakt mit
unseren europäischen Nachbarn zunehmend über das Medium
Computer-Bildschirm stattfindet, doch schwieriger ist eine Voraussage über
die Auswirkungen eines solchen Wandels. Werden alte Unstimmigkeiten
allmählich verschwinden, wenn die Menschen einander näher gebracht
werden? Wird die größere Streuung von Ideen und Informationen eine
pluralistischere, kosmopolitischere Identität oder eine
paneuropäische, eher homogene Kultur fördern?
MIRROR IMAGES ist eine interaktive Video- und Computerinstallation, die von
Film and Video Umbrella und den Künstlern Richard Land und Eku Wand als
einzigartiges Gemeinschaftsprojekt zwischen zwei britischen und deutschen
Partnerstädten entwickelt wurde. Das Projekt beginnt in Osnabrück und
seiner britischen Partnerstadt Derby, und es verbindet die Veranstaltungen
European Media Art Festival und Derby Photography Festival
miteinander.
MIRROR IMAGES dreht sich um eine in jeder der beiden Städte angebrachte
interaktive Videoanlage. Jedes System hat einen `Videospiegel', in dem der
Betrachter sein Bild zusammen mit den Bildern aller Leute, die vor ihm in den
Spiegel geschaut habe, sehen kann. Zu bestimmten Zeiten wird eine
Live-Videoeinspeisung den Spiegel in eine interaktive Zweiwege-Verbindung
verwandeln, die es dem Betrachter in Großbritanninen und in Deutschland
gestattet, sich von Angesicht zu Angesicht zu nähern und zu sehen, wie ihr
Bild mit dem der anderen Person, die am entgegengesetzten Ende hineinsieht,
überblendet oder verdoppelt wird. Diese Bildmontage - die elektronische
Schaffung von "Zwillingen" die sich in der Realität nie begegnet sind -
wird dann als Teil des Spiegel-"Gedächtnisses" gespeichert.