Ulrike Gabriel, Deutschland 1993
Eine vermeintlich triviale Einsicht kristallisiert sich mehr und mehr zur
zentralen Erkenntnis unserer wissenschaftlichen und philosophischen Suche nach
einem konsistenten Weltbild: Wir sind Teil dieser Welt.
Begonnen hat die Destruktion unseres exzeptionellen externen Standpunkts zum
Kosmos am Beginn des Jahrhunderts mit der Relativitätstheorie, welche den
absoluten Raum und die absolute Zeit der Newton'schen Physik als unnötig
ideale Basis der klassischen Mechanik entlarvte.
Den zweiten Schlag setzte die Formulierung der Quantenmechanik in den 20er und
30er Jahren. Im Gültigkeitsbereich der Quantentheorie gibt es keine
externe Beobachterposition. Der Zustand quantenmechanischer Objekte ist
beobachterabhängig. Physikalische Erkenntnisse aus dem Mikrokosmos
begründeten die Idee eines holistischen Weltbilds.
Die Chaostheorie als vorläufig letzte naturwissenschaftliche Revolution
formuliert mit der "sensiblen Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen" die
vollständige Vernetzung aller dynamischen Systeme. Selbst noch so kleine
Ursachen können unter nichtlinearer Dynamik systembeherrschende Wirkung
haben. Im Extrem wird damit jede Art von Externalität unmöglich
gemacht.
Kunstzeugwelten
Neueste Ergebnisse der Gehirnforschung scheinen zu bestätigen, daß
unsere Welterkenntnis bestimmt wird durch die Art und Weise, wie wir unser
eigenes, in Raum und Zeit evolvierendes Abbild der Umwelt interpretieren.
Die junge Idee der Endophysik versucht eine Vereinheitlichung zwischen
biologischen und physikalischen Interpretationen, indem sie eine vom Gehirn des
Beobachters abhängige Physik postuliert. Jedoch scheint damit alle
Erkenntnis an einem fundamentalen Dilemma zu scheitern. Wir können
unmöglich das Ganze betrachten, da wir ein Teil des Ganzen sind. Um die
Möglichkeiten des Verstehens unserer Welt auszuloten, müssen wir uns
"Kunst"-Welten erschaffen, zu denen wir sowohl extern wie intern stehen.
TERRAIN 01 erschafft virtuelle "Kunstzeugwelten". Aus Lichtenergie,
Umweltplattform und einfachen Lebe-wesen materialisiert TERRAIN 01 "virtual
realities".