Donnerstag, Freitag, Samstag, täglich 17.30 Uhr, Lagerhalle
Die diesjährige Autorenretrospektive ist dem 1984 verstorbenen Jon Swift
des experimentellen Kinos Stan VanDerBeek gewidmet. VanDerBeek begann seine
Karriere in den fünfziger Jahren mit unabhängigen Kunstfilmen,
während eines Jobs bei der amerikanischen Fernsehshow Winky Dink and You,
für die er Kulissen und Ausstattungen malte sowie diverse
Animationstechniken lernte. Diese frühen Filme, die von 1955 bis 1965
entstanden, waren zum größten Teil animierte Gemälde und
Collagen, die er in einer Art organischer Entwicklung kombinierte.
VanDerBeeks ironische Kompositionen entstanden im Geiste der surrealen und
dadaistischen Collagen eines Max Ernst, aber mit einer wilden, spröden
Ungezwungenheit, viel ähnlicher dem Expressionismus der Beatgeneration.
Seine außergewöhnliche Montagetechnik besticht noch heute. Diese
Collagenfilme wurden sehr populär und erhielten Preise auf vielen
Festivals. Terry Gilliam von Monthy Python nennt VanDerBeeks Arbeiten seine
früheste Inspirationsquelle.
In den sechziger Jahren begann VanDerBeek mit Künstlern wie Claes
Oldenburg und Allen Kaprow sowie Vertreterinnen des Modern Dance wie Merce
Cunningham und Yvonne Rainer zusammenzuarbeiten. Etwa zur gleichen Zeit
konstruierte er sein Movie-Drome Theater in Stony Point, New York, für das
er Shows mit Vielfachprojektionen entwarf. Diese Live-Shows enthielten sehr
viele zufällige Bildabfolgen und -zusammenhänge, so daß keine
dieser Aufführungen der anderen glich.
Sein utopisches Verlangen führte ihn zur Zusammenarbeit mit Ken Kwolton in
den Bell Telephone Labors, wo er Ende der 60er Jahre dutzende von
computeranimierten Filmen und Experimente mit Holographie entwickelte. Parallel
lehrte VanDerBeek an zahlreichen Universitäten, und erforschte neue
Möglichkeiten der Präsentation, von Steamprojections am Guggenheim
Museum bis zur interaktiven Fernsehübertragung seiner Violence Sonata auf
mehreren Kanälen im Jahr 1970.
Das Festival präsentiert eine Auswahl von frühen Filmcollagen, seine
Arbeit mit bildenden Künstlern, historische Video- und Computerfilme,
sowie die Videoarbeiten seiner letzten Schaffensperiode.
Zu den gezeigten Retrospektiven ist auch eine Filmliste erhältlich:
Dr. William Moritz vom Californian Institute of Arts wird in das Lebenswerk
dieses Pioniers visueller Utopie einführen.