// FINAL CUT – Medienkunst und KinoKünstlerische Blicke auf die Traummaschine Kino wirft die EMAF-Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche. Internationale Künstlerinnen und Künstler zeigen hier ihre Faszination für das kommerzielle Kino, hinterfragen aber auch die Werte, Codes und Muster der Filme. Gerade die junge Künstlergeneration reflektiert über das Wirkungspotential des Hollywood-Kinos und schafft multi-mediale Bildwelten, die die Bildermacht der Filmunterhaltung und ihren linearen Erzählfluss aufbrechen.>Final Cut < der Titel der Ausstellung steht für die persönliche Autorität der Künstler, die über die Freiheit und das uneingeschränkte Recht des >Final Cut< verfügen. Diese Macht haben die Regisseure innerhalb der großen Studios nicht, da sie abhängig von dem ökonomisch-hierarchischen System der Filmindustrie sind. Durch die desillusionierende Distanz des Bilder-Samplings und deren Neu-Komposition beziehen sich die Künstler auf den Täuschungscharakter des kommerziellen Kinos. Viele arbeiten mit so genanntem "Found Footage" - Materialfragmente aus bestehenden Filmen, die sie als Rohstoff für ihre Werke verwenden. Auf diese Weise durchleuchten sie nicht nur das komplexe Bilder- und Zeichensystem des Kinokontextes, sondern schaffen wie Christoph Girardet, Matthias Müller oder Michael Mazière sehr eigenständige Werke mit sensibler Dynamik und poetischer Dramatisierung. Auch Klaus vom Bruch und Candice Breitz sezieren die Produkte Hollywoods und nutzen sie als Fundgrube für ihre "Re-Mix"- und "Re-Cycle"-Experimente von Bildern und Tönen. Mit ironischer Schärfe gelingt es ihnen, die politisch-sozialen Subtexte, die Weltbilder und die sorgsam inszenierten Rollenklischees der Filmindustrie zu hinterfragen. Paul McCarthy schafft eine Trash-Parodie der Westernromantik. Er lässt seine Protagonisten männliche Abenteuer- und Machtphantasien in einem Army-Fort ausleben. Damit hinterfragt er den Mythos amerikanischer Militär-Missionen. Ebenso auf performative Elemente setzen Alex McQuilkin und Bjørn Melhus mit ihren Re-Enactings von Mythen der Gegenwartskultur in der Mediengesellschaft. Mit der starken Sogwirkung der "Larger than Life"-Figuren bietet sie zur Orientierung Stars und Idole als Fetische einer Bilderindustrie an. Clemens von Wedemeyer und Christoph Draeger kreieren mit Re-Inszenierungen von Meilensteinen der Filmgeschichte vielfältige Metaebenen. Andere Künstler beziehen sich auf den Herstellungs- und Präsentationsprozess des Kinos selbst. Die kanonisierten Aufnahmetechniken stehen im Fokus der Betrachtungen von Mark Lewis. Er konzentriert sich auf die Zeit- und Ortsverknüpfungen durch Kamerabewegungen und ihre Funktion im Zusammenspiel von Fiktion und Wirklichkeit. Ferner gestaltet er wunderbare Panoramen urbaner Un-Räume. Annette Gödde verweist mit ihren minimalistischen Kulissen, die sie mit isolierten Charakteren und kurzen Plots "bespielt", auf das Kino als Reduktion, das Zeit und Raum stark verdichtet. Manuel Saiz bezieht sich auf transkulturelle Absurditäten einer globalen Medienrezeption. Bei Gebhard Sengmüller und Herwig Weiser rücken der Apparat und die opulenten Kinosäle als Ort der Illusionserzeugung in den Mittelpunkt. Peter Tscherkassky interessiert sich für die Materialität des Filmstreifens und seine künstlerische Manipulierbarkeit, während Elisabeth Lumme und Angelika Höger die Befragung der Filmkunst durch den Hasen im Sinne Beuys’ fortsetzen. In Pierre Huyghes Arbeit ist dem Film der Betrachter verloren gegangen. Eine Präsentation ohne Zuschauer wird zu einer absurden Bild-Konstellation. Wieder andere Künstler wenden sich von der naturalistischen Repräsentation der vermeintlichen Wirklichkeit vollständig ab. Dietmar Offenhuber entzieht einer wichtigen Szene in Stanley Kubricks "Paths of Glory" fast alle abbildenden Informationen und Mischa Kuball untersucht den Prozess der Lichtsignale auf deren vielfach gebrochenen Weg vom aufgenommenen Ereignis bis zur Bild(rück)erzeugung im Gehirn. Die Liebe der Kunst zum Kino hält sie nicht von einer visuellen Analyse und einem kritischen Augenaufschlag ab. |
ROBERT CAHEN: LE CERCLE (F 2005) 13. – 29. APRIL IM BBK-KUNSTQUARTIER, BIERSTR. 33
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DAS JUGENDPROJEKT: "EULEN", "FATIMAS RÄUME" UND "SCHATTEN": RENATE HANSEN UND MONIKA WITTE VON DER MUSIK- UND KUNSTSCHULE OSNABRÜCK ZEIGEN ERGEBNISSE DES FILMWORKSHOPS 2006. AB DIENSTAG; 1. MAI. |