ALLEIN UNTER FREUNDEN
ALLEIN UNTER FREUNDEN ist ein unterhaltsames Kompedium aktueller internationaler Medienkunst und spiegelt die recht unterschiedlichen Künstlerstrategien und –ansätze wider. Darunter sind die drei EMAF Preisträger: THE DELAWARE PROJECT (EMAF AWARD 2007), WIE ICH EIN FREIER REISEBEGLEITER WURDE, der den Preis der Deutschen Filmkritik in der Sparte Experimentalfilm bekam und der Film FIRST ELECTIONS ausgezeichnet mit dem Dialog-Preis des Auswärtigen Amtes.
Das Programm ist thematisch gefasst und besteht aus Filmen, die sich mit dem Individum und seinem Verhältnis zur Gruppe, Familie, Clique oder der Gesellschaft beschäftigten. Auch wenn sich der/die Einzelne als individuelle, autonome Persönlichkeit darstellt, sind die Emotionen und das Verhalten durch die Gruppe und deren Prozesse beeinflusst, welche sich dadurch ebenfals ständig neu definiert. Die Darstellung kann kritisch, investigativ oder einfach lustig sein, und hängt im Wesentlichen vom Sujet ab, in dem sich der Film bewegt. Das kann sich emotional -wie bei E. Pong und R. Kjartansson- äussern, zwanghaft – wie bei E. Olaf und M. Shatzky und B. Cassidy, politisch, wie bei S. Vanagt, R. Vrugt, C. Peppermint und Ch. Nadir oder ironisch wie bei A. Walther und J. Peters.
Die Kosten von 150.- €uro für dieses Programm sind so tief wie möglich kalkuliert, um gerade kleine unterfinanzierte Spielstellen zu bedienen, die sich für Medienkunst und Kurzfilme interessieren, aber die meist hohen Kosten nicht stemmen können. Das Programm ist als mini-DV oder DVD vom 1. Oktober 07 bis zum Herbst 2008 unterwegs.
Die Künstler und das EMAF würden sich über eine Teilnahme Eures Kinos freuen!Tour 2007/08
JE SUIS UNE BOMBE
// Elodie Pong // CH 2006 // 6:38 // Photography: Simon Jaquemet // Editing: Rafael Sommerhalder // Music: Michael Hilton
Ein Pandabär, der an einer Stange tanzt, entwickelt sich zu einer jungen Frau, die behauptet ›je suis une bombe‹.
LE DERNIER CRI
// Erwin Olaf // NL 2006 // 2:29 // Distribution: Netherlands Media Art Institute
Erwin Olaf verwendet eine Art von Hyperrealismus, der charakteristisch für viele seiner Werke ist. In ›Le Dernier Cri‹ wird der glatte Realismus des Hollywoodfilms an seine Grenzen getrieben, was dem Gesamtwerk eine absurde Note verleiht. Alles erinnert an die ›häusliche‹ Version des Modernismus, der in den 1950er und 1960er Jahren populär war und ist elegant in ruhigen grau-braunen Farben durchgestylt und dekoriert. Man sieht Niemanden, aber die leisen Geräusche, die von Draußen hereindringen, werden bald von einem bedrohlichen Summen übertönt. Jacques Tati trifft David Lynch.
THE DELAWARE PROJECT
// Melanie Shatzky, Brian Cassidy // USA/CDN 2006, 15:00 // Distribution: www.pigeonprojects.com
// Cast: Donita Beeman, Kelsey McCabe, Dave Vescio, Eleanor Murray, Susan Antonellis, Alan Ross, Arash Afari.
›The Delaware Project‹ dreht sich um das erwachende Verbundenheitsgefühl einer jungen Frau in einer Landschaft in rapidem Umbruch. Eine gefährliche Schnellstraße bringt sie zu einer Reihe von Arztterminen. Es bleibt unklar, was sie plagt. Sie spricht zu niemand und drückt emotional nichts aus. Eher Klagegedicht als traditionelle Erzählung, trotzt der Film linearer Konvention, um den unrühmlichen Niedergang von Person und Ort zu zeigen.
ME AND MY MOTHER
// Ragnar Kjartansson // IS 2005, 4:00 // Distribution: Galerie Adler, www.galerieadler.com
Ragnar Kjartanssons Mutter spuckt ihm ins Gesicht.
Ragnar Kjartansson's mother is spitting him in the face.
WIE ICH EIN FREIER REISEBEGLEITER WURDE (How I Became a Freelance Travel Guide)
// Jan Peters // D 2007, 15:37 // Photography: Michael Winterbauer, // Editing: Sandra Trosel // Sound: J. Grehl, M. Klöfkorn
// Music: Pit Przygodda // Production: ABZ Hamburg // Distribution: KFA Hamburg e.V., www.shortfilm.com
Ein Filmtagebuch über den Versuch, ein Praktikum bei einem Frührentner zu machen, der sich etwas dazu verdient, indem er sich täglich am Frankfurter Flughafen eine Gruppenkarte für die U-Bahn kauft und am Fahrkartenautomaten den Reisenden anbietet, sie zu ihrem jeweiligen Reiseziel zu begleiten – gegen eine kleine Kostenbeteiligung, etwas günstiger als der eigentliche Fahrpreis, versteht sich.
Der Film entstand im Rahmen eines sehr gelungenen Projekts der
Kurzfilmagentur Hamburg mit dem Titel: "Mach doch was du Willst", das von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wurde.
TWIST
// Alexia Walther // F/CH 2006, BetaCam, 11:00 // Photography: Simon Beaufils // Editing: Martial Salomon // Sound: Sébastien Pierre
// Music: Maxime Matray // Distribution: Alexia Walther
Vier Männer tanzen in der Szene einer Strandbar außerhalb der Saison. Einer von ihnen erinnerte sich zuvor an die Umstände einer militärischen Niederlage. Der Film vergleicht dieses mit einer Episode aus Julius Caesars gallischen Kriegen und einem choreografischen Abriss der Geschichte des Twists.
FIRST ELECTIONS
// Sarah Vanagt // B 2006, 14:42 // Distribution: www.argosarts.org
Eine Gruppe von Kindern spielen die Wahlen nach, die ein paar Wochen später stattfinden werden und die ersten demokratischen Wahlen seit der Unabhängigkeit sind. Dieses Spiel entwickelt sich zu einem Stimmungsbild über das aktuelle politisches Klima in der Grenzregion zwischen der Demokratischen Republik Congo und Ruanda. Die Beziehung zwischen der lokalen Politik und den Kindern wird durch Bebe Rico und Bebe Elegance, zwei animierte Babies, verkörpert, die für eine Babyseife werben. Die Rico Werbespots besitzen eine politische Konnotation in der kollektiven Vorstellung der Kongolesen. Bebe Rico wird mit President Joseph Kabila, Bebe Elegance mit Vizepräsident Jean-Pierre Bemba assoziiert.
A GROUP OF FRIENDS
// Ruud Vrugt // NL 2006 // 7:29 // Distribution: Ruud Vrugt
Er hatte nur einen Wunsch in seinem Leben: zu einer Gruppe zu gehören. Er schaut mit Erstaunen und Traurigkeit auf sein Leben zurück. Obwohl er noch immer die Dinge ersehnt, die sich nie erfüllt haben, ist er auch neugierig darauf, was die Zukunft bringen wird.
WILDERNESS TROUBLE
// Cary Peppermint, Christine Nadir // USA 2006 // 3:30 // Distribution: www.ecoarttech.net
Das Video basiert auf dem Artikel ›The Trouble with Wilderness; or, Getting Back to the Wrong Nature,‹ von William Cronon, der behauptet, dass der Begriff ›Wildnis‹ keine Entspechung in der Natur hat, sondern eine historische und kulturelle Konstrukt-ion ist. Seine Sorge ist, dass es heute nicht gelingt, sich eine gesunde, zukunftsfähige Beziehung zwischen Mensch und seiner Umwelt vorzustellen.