
24. European Media Art Festival, 27 April – 1. Mai 2011
Ausstellung 27. April – 29. Mai 2011
Medienkunst und Melancholie
Ein Umdenken hat längst stattgefunden: Naturkatastrophen, Kriege und enttäuschter Technikglaube stimmen zunehmend nachdenklich, verändern die Wahrnehmung. Das zeigte sich beim 24. European Media Art Festival (EMAF), das vom 27.04. bis 01.05. in Osnabrück stattfand. Das Festival ist in diesem Jahr politischer geworden. Die Festivalleiter Hermann Nöring, Alfred Rotert und Ralf Sausmikat ziehen Bilanz.
„Eine neue Art der Naturbetrachtung zeichnet sich ab“, erklärt Hermann Nöring. „Wichtiger Gegenstand vieler Projekte ist diesmal die kritische Auseinandersetzung mit den technologischen Versprechungen.“ Es werden verstärkt Geschichten erzählt, die oftmals von einem melancholischen Grundton geprägt sind. Die narrative Ebene ist in der diesjährigen Medienkunst-Ausstellung sehr stark. „Moving Stories“ heißt daher auch ein Unterpunkt der Ausstellung „Planet M“, die noch bis Ende Mai in der Kunsthalle Dominikanerkirche zu sehen ist.
Auch das Video- und Filmprogramm lässt ganz klar eine Tendenz erkennen: „Es überwiegen narrative, dokumentarische und gesellschaftlich relevante Ansätze“, stellt Ralf Sausmikat fest. Utopische, gesellschaftspolitische Entwürfe von sozialer Gerechtigkeit und der Glaube an das Gute des technischen Fortschritts weichen zunehmend einem distanziert-skeptischen Blick auf die Zukunft. Diese besondere Herangehensweise, Inhalte zu transportieren und einen Utopieverlust zu thematisieren, kristallisiert sich in diesem Jahr als großer gemeinsamer Nenner heraus.
Die Medien verwischen Distanzen und lassen uns Ereignisse unmittelbar erleben, auch wenn sie am anderen Ende der Welt geschehen. „Die Gegenwartskunst war schon immer eine Art Seismograph für gesellschaftliche, politische und soziale Entwicklungen“, so Alfred Rotert. Mit den Kriegen im Irak, in Afghanistan und Libyen, nach den Naturkatastrophen in Indonesien und auf Haiti, mit dem Klimathema und den jüngsten Ereignissen in Japan ist in der westlichen Welt das Koordinatensystem des Glaubens an eine sich ständig verbessernde Zivilisation durcheinander geraten.
Die Ausstellung spiegelt dieses Grundgefühl des Verlusts und des Zweifels wider: „Naturbilder dienen nicht der romantischen Verklärung, sondern werden als menschenlose, sich selbst genügende Landschaften mit eigener Dynamik präsentiert“, so Nöring. Gewalt und Kulturzerstörung sowie der Mangel an kindgerechten Umgebungen sind ebenso Themen. Der Blick auf Armut und auf ethnische Ausgrenzungen oder auf allgemeines politisches Unvermögen ist durchaus vorherrschend.
„Wir sind bereits jetzt auf 2012 gespannt“, sind sich die Macher einig. „Sicher ist, dass die Medienkunst auf die Ereignisse in unserer Welt reagieren wird und auch im nächsten Jahr ihre Funktion als Sprachrohr der Gesellschaft und Spiegel politischer Ereignisse beibehält!“ so das Resumée der Festivalleitung.
// European Media Art Festival
Das EMAF in Osnabrück zählt zu den bedeutendsten Foren internationaler Medienkunst und ist ein offenes Labor für kreative und künstlerische Experimente, die zur Weiterentwicklung der Medien und der Ästhetik ihrer Inhalte beitragen. Als lebendiger Treffpunkt für Künstler, Kuratoren, Verleiher, Galeristen und ein interessiertes Fachpublikum hat es Thematik und Ästhetik der medialen Kunst entscheidend mitgeprägt.
// KONZEPT UND FESTIVALLEITUNG
Hermann Nöring, Alfred Rotert, Ralf Sausmikat.
// FÖRDERER
nordmedia - Die Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH
Stadt Osnabrück
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Auswärtiges Amt
Kulturstiftung des Bundes
Kulturstiftung der Länder
Stiftung Niedersachsen
Europa fördert Niedersachsen
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
EU/Kulturprogramm
Japan Foundation
ANA
Universität Osnabrück
Mondriaan Foundation
Botschaft von Kanada
GrensWerte, gefördert durch Euregio
cybob communications
// MEDIENPARTNER
arte
le monde diplomatique
// KULTURPARTNER
NDR Kultur
// WEITERE INFORMATIONEN
Kerstin Kollmeyer
Presse(at)emaf.de
European Media Art Festival
Lohstr. 45a
49074 Osnabrück
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