MASH UP and more

EMAF-Ausstellung 2010
Kunsthalle Dominikanerkirche und andere Orte in Osnabrück

Die Ausstellung des 23. European Media Art Festivals zeigt aktuelle Arbeiten internationaler Medienkünstler. Neben Mixed-Media-Skulpturen werden bis zum 24. Mai Werke zum Festivalthema "Mash up" präsentiert. Alles digital Verfügbare kann zum Material einer neuen Collage werden, als ironisches Spiel mit der Neu-Verwertung. Der Re-Mix aus dem Geröll des Mediensteinbruchs hat sich zu einer weit verbreitenden Kulturtechnik der kreativen Adaption und zum Grundprinzip der Kultur im digitalen Zeitalter entwickelt.



Schwerpunkt Mash Up:

Jens Wunderling
„default to public - tweetleak“
Deutschland, 2009

Auf Aufklebern veröffentlicht Jens Wunderling in „default to public - tweetleak“ twitter-Nachrichten ihm unbekannter Personen. Die Absender reagieren in der Regel sehr verstört, sobald sie realisieren, dass sie den öffentlichen Status ihrer Mitteilungen gar nicht bedacht haben.

 

David Sarno & Tobias Hermann
„Wie ich lernte, den Grossen Augenblick der Erkenntnis durch ein schlichtes ‚ach so!‘ aufzuwerten“
(How I learned to enhance the big moment of realisation by a simple 'Oh, I see!’)
Deutschland, 2009

David Sarno spielt mit der Wahrnehmung des Ausstellungsbesuchers. Dieser glaubt sich im Bereich einer Überwachungskamera zu befinden, wird aber durch unerklärbare Ereignisse und ungewöhnliche Begegnungen innerhalb des Videobildes ständig verwirrt.

 


BitteBitteJaJa (Ulu Braun & Roland Rauschmeier)
„Cadavre Exquises Vivantes“
Deutschland, 2010

Das Künstler-Duo BitteBitteJaJa fügt aus Spielfilmen und TV-Dokumentationen digitale Körperformen zu Collage-Portraits zusammen und präsentiert diese in einem fünffachen Video-Altar. Die „Cadavre Exquises Vivantes“ sind als knapp über dem Boden schwebende Frankenstein'sche Monster, oder auch als hybride Propheten der modernen digitalen Welt zu lesen.

Geoffrey Alan Rhodes
„The 52 Card Psycho“
USA 2008

Wie in einem Patience-Spiel legt der Besucher Karten auf einen Spieltisch in wechselnder Zusammenstellung. Je nach Mischung und der gewählten Reihenfolge erscheinen die Einzeleinstellungen der berühmten Duschszene aus Hitchcocks „Psycho“ auf der Leinwand und lassen sich zu einem eigenen Video neu zusammenstellen.

 

 

Caspar Stracke
„Proximity 2009 (Bubble Version)“
USA 2010

Caspar Stracke zeigt einen der ersten abstrakten 3D-Filme. Seine Installation beruht auf Found-Footage Material aus Spielfilmen. Auf einer Matrix von 80 Tafeln (ursprünglich die Scheiben eines Industriefensters seiner New Yorker Galerie) hat er Situationen aus acht Hollywood-Filmen in sehr geringer Auflösung projiziert. In den Szenen, deren Tonspur hörbar bleibt, wird die Blindheit oder die Einschränkung des Sehsinns thematisiert.

 

Matthias Fritsch
„Music From The Masses“
Deutschland 2002 - 2010

Matthias Fritsch stellt Videos ohne Tonspur ins Netz mit der Aufforderung, Musik für diese Filme zu produzieren und diese samt Video wieder zu veröffentlichen. Zahlreiche Beispiele interessanter Video-Tracks, die er aus aller Welt zurückerhielt, sind in seiner interaktiven Installation zu hören und zu sehen.


Susanne Schuda
"The Bir(d)th, a.k.a. die schudas reloaded, ich laß die Betten runter"
Österreich 2009

Die computeranimierte interaktive „Webgroteske“ wird als Video präsentiert. Die Geschichte der Schudas und Ihrer Nachbarn ist angelehnt an das Format Soapopera. Die bewußt überzeichneten Posen der visuell collagierten Figuren reflektieren eine medialisierte Geselllschaft. Disaströse Beziehungen, Depressionen, Ängste, Verdrängung, und Sex als letzte (Web-) Zuflucht werden von Susanne Schuda schonungslos als auch humorvoll visuell und sprachlich miteinander verwoben.

 

Chen Yun-Ju
„Starry Starry Night
Taiwan 2010

In Kooperation mit: Edith-Ruß-Haus für Medienkunst ,Oldenburg

Die taiwanesische Künstlerin möchte mit ihrer Installation “Starry, Starry Night” den Blick der Öffentlichkeit auf Umweltprobleme richten. Die fünf sphärischen Objekte symbolisieren die fünf Kontinente. Gespeist von Blogs, Foren oder anderen web 2.0 Seiten werden die Objekte entweder größer oder kleiner, je nach dem, ob mehr umwelt-positive oder -negative Nachrichten dort veröffentlicht werden.

 

Tobias Rosenberger
„The Grand Defender“
Deutschland 2010

Mash Up als Unternehmensphilosophie. Um den neuen Aufgaben des 21. Jahrh. zu begegnen, nutzt ein Sicherheitskonzern die Methoden des Re-Mix. Tobias Rosenberger präsentiert einen Messestand der Firma THE GRAND DEFENDER. Der Konzern behauptet, die weltweit führende Sicherheits-Consulting-Company und ein Generalist unter den Verteidigern zu sein. Zu seinen Kunden gehörten neben kleineren und mittleren Kommunen auch größere Städte und Metropolregionen.

 

Tobias Rosenberger
“An archic device"
Mexiko/Deutschland 2009

Mediale Skulptur nach einem Text von Antonin Artaud Mixed Media (Holz, Modelliermasse, Computer, 12Volt-Motor, Geöffneter TFT-Bildschirm, Pal + Stereo, 8min + 6min27

The An-Archic Device ist irgendetwas zwischen Schaukasten, Kasperletheater und Strassenaltar: Modellhafte Bühne im Miniaturmassstab, blinkender Automat, audiovisuelle Lach-Maschine, die physikalische und anarchische Dissoziation erzeugt. Ausgehend von Antonin Artauds Theatermanifest "Die Eroberung von Mexiko", wird Mexiko zum Projektionsort und Raum des Anderen. "Denn das Prinzip ist, gleichsam wie auf Notenpapier zu einer Notation oder Chiffrierung dessen zu gelangen, was nicht mit Worten zu beschreiben ist." (Antonin Artaud). Eine Münze startet den Apparat.

 

 



AND MORE:

Jan-Peter E.R. Sonntag
„Warden Sprites“
Deutschland 2009/2010

Jan Peter Sonntag erinnert in seiner Arbeit „Warden Sprites“ an einen Mythos der kanadischen Ureinwohner. Die Inuit sagen von sich, dass sie das Polarlicht (Aurora borealis) hören können, wenn die Geister der Ahnen mit den Menschen Kontakt aufnehmen. In einem sonst leeren Raum gibt Sonntag einen kleinen textlichen Hinweis auf diese Fähigkeit und sendet einen Audiostrahl aus, der das sphärische Knacken des Sonnenwindes hörbar macht.

 

Eitan Efrat & Sirah Foighel Brutmann
„Tri-ger“
Israel/NL 2009

Das Triptychon präsentiert eine Videotrilogie auf drei Monitoren mit drei Geschichten von drei Männern aus drei Generationen einer Familie. In einer Puppenshow, einer Performance und in einem Marsch werden moralische Fragen verhandelt, die die drei Charaktere vereinen.

 


Ruben Bellinkx
„The Table Turning“
Belgien, 2009

Ruben Bellinkx 16mm-Film-Installation „The Table Turning“ zeigt auf drei Leinwänden einen Tisch, den vier Schildkröten tragen. In gemeinsamer und gegenseitiger Anstrengung setzen diese das Möbel in Bewegung.

 





Anna Sokolova
„Ornament“
Germany 2010

Anna Sokolova bezieht sich mit ihrer Videoskulptur „Ornament“ auf den Ausstellungsraum „Dominikanerkirche“. Im ehemaligen Chor der Kunsthalle steht ihre Videostele aus 16 Monitoren, deren Linienmuster die Rhythmik und das Aufwärtsstreben der Kirchenarchitektur aufnehmen und kongenial in Bewegung umsetzen. Im Alten Reich der Ägypter wurden Obelisken als Darstellung der Strahlen der Sonne aufgestellt, die wiederum die Verbindung zwischen dem Sonnengott Re und dem irdischen Herrscher symbolisierten. Die Platzierung der lichtausstrahlenden Skulptur im Altarraum der ehemaligen Kirche greift diesen Bezug auf.









Stefan Demming
„Greenhouse“
Deutschland 2008

Stefan Demming interpretiert mit seiner Gewächshaus-Installation die industrialisierte Gemüseproduktion als Choreographie künstlicher Pflanzen. Laubbläser lassen Bäume und Früchte in Sekundenschnelle wachsen, für kurze Zeit gut aussehen und dann wieder in sich zusammenfallen. Riesen-Zucchini und Plastikpalmen werden zu Konkurrenten im Wachstumsrennen.

 

gold extra
"Frontiers"
Frontiers. Ein Computerspiel, das an die Grenzen Europas führt. Als Flüchtling oder Grenzwache können sie die Grenze und das Leben dahinter von beiden Seiten erleben. Frontiers lässt die dramatische Situation an den Grenzen anhand der Stationen zweier Fluchtrouten nach Europa durchleben. In der Rolle des Flüchtlings oder Grenzsoldaten gelangen die Spieler in die Sahara, an das algerische Hoggar- Gebirge, an den Zaun in Ceuta und an einen spanischen Strand oder in den Norden des Irak, die Bergen der Türkei oder in die Wälder zwischen der Ukraine und der Slowakei.



In der Stadt, an Brücken und auf der Stadtgalerie:

Heiko Beck
„Dies ist keine Übung“
Deutschland 2010

„Dies ist keine Übung, weil jetzt mit dem Selbstmitleid, dem Gejammer und den Ausreden Schluss ist.“ Heiko Beck zeigt Textinstallationen im öffentlichen Raum, auf Bahnbrücken und auf der Stadtbibliothek am Markt in Osnabrück. In der Kunsthalle wird er darüber hinaus eine multimediale Arbeit aus Texten, Cut-Outs, Fotos und Videos präsentieren.


Rathausmarkt, Osnabrück, 15. bis 25. April 2010

Luc Coeckelberghs
„LightHouse“
Belgien, 2009

Für seine Lichtinstallation hat der Künstler die Wände eines Containers durch Milchglas ersetzt, das starkes weißes Licht ausstrahlt. Innerhalb des geschlossenen Raumes der Lichtinstallation kann der Besucher ein intensives Farblichterlebnis erfahren.













Im Fenster der Stadtbibliothek, Rathausmarkt Osnabrück:

Jens Wunderling
„default to public - tweetscreen“
Deutschland, 2009

In seiner Installation „tweetscreen“ projiziert Jens Wunderling Nachrichten, die in der nahen Umgebung der Projektion gesendet wurden. Twitter-User, deren Beiträge auf der Leinwand zu sehen sind, erhalten je eine Antwortmessage mit einem Foto der Projektion mit ihrer Nachricht.

 






In der neuen EMAF-ARTBOX in der Stadtbibliothek am Rathausmarkt:

William Wegman
„Two Dogs Watching“
USA 1975, DVD, Loop,
Courtesy: Electronic Arts Intermix (EAI), New York

Bekannt und gefeiert wird William Wegman für Video- und Fotoarbeiten mit seinen Hunden und deren tierischen Freunden. Humorvoll und mit zurückhaltender Ironie blickt er auf diese Weise auf die Unstimmigkeiten des menschlichen Alltags. In "Two Dogs Watching" verfolgen Wegmans Weimaraner "Man Ray" und dessen Freund perfekt synchron die Bewegungen eines Objektes hinter der Kamera.

In Kooperation mit: Literaturbüro West-Niedersachsen

 

In der Galerie écart, Große Gildewart 23, 15. April bis 24. Mai 2010

Tilman Küntzel
„NEOPHONIE“
Deutschland 2009

In den Fenstern der Galerie flackern 15 Leuchtstoffröhren, die in ihrem Zündvorgang verharren. Lichtsensoren übertragen das Flackern der Röhren auf 15 Radios, die den individuellen Leuchtrhythmus aufnehmen und je einen Sender wiedergeben.