
Eine kritische und spannende Auseinandersetzung mit der aktuellen Medienkunst und –kultur bietet der Kongress-Bereich des 24. European Media Art Festivals. Eingeleitet wird eine Reihe von Vorträgen von der Künstlerin Prof. Candice Breitz, die ihre Arbeit ›The Character‹, die auch in der Ausstellung des EMAF zu sehen ist, vorstellt und ihre Entstehungsgeschichte beschreibt. Zudem wird sie auf die indische und nigerianische Filmindustrie eingehen, die zunehmend die Vorherrschaft des amerikanischen Blockbusters herausfordert.
Weiter geht es mit Timothy Druckrey: ›Time Shift‹ ist der Titel seiner Präsentation, die mit vielen Filmbeispielen dem Faktor Zeit im Film auf den Grund gehen wird. Im Rahmen des Japan-Specials spricht auch Prof. Machiko Kusahara beim diesjährigen Festival. Sie ist Kuratorin aus Tokio und wird in einer Präsentation die spezifischen Ausprägungen der Medienkunstszene Japans vorstellen.
Prof. Yvonne Spielmann gibt Einblicke in ihr Buch ›Hybridkultur‹. Hybridkulturen sind Gegenwartsphänomene, hervorgegangen aus der Verknüpfung von Einflüssen verschiedener Medien, kultureller Kontexte und Diskurszusammenhänge. Das V2_, Institute for the Unstable Media aus Rotterdam präsentiert das Projekt ›Palm Top Theater Mobile 3D Wunderkammer‹. Mit diesem Aufsatz für iPhone oder iPod kann der Besucher 3D-Applikationen und 3D-Videos ohne spezielle Brille ansehen – eine völlig neue Filmerfahrung.
Weitere Vorträge beschäftigen sich mit dem Einfluss der Medien und des Internets: Die Präsentation ›Drama- turgie der Gewalt? – Oder: Warum Games auch Kunst sind!‹ von Prof. Dr. Michael Bhatty zeigt die Synergien, Konvergenzen und Divergenzen medialer und technologischer Inhalte auf. Prof. Ludger Brümmer– ZKM, Zentrum für Kunst- und Medientechnologie, stellt das Projekt Mediaartbase.de vor und Martin Groh vom documenta Archiv, Sandra Mijatovis und Sarah Niedergesäß vom Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest sowie Alfred Rotert und Ralf Sausmikat (EMAF) – zeigen ausgewählte Arbeiten aus den jeweiligen Archiven.
Prof. Rotraut Pape präsentiert die Geschichte der Medienkunst und ihre vielen Ausprägungen und Projekte aus ihrer persönlichen Sicht und Erfahrung und stellt die Frage, ob durch die verstärkte Digitalisierung des 21. Jahrhunderts tatsächlich alles einfacher, ›userfreundlicher‹, geworden ist oder im Gegenteil nur noch eine Soft- ware-Version die andere vom Desktop jagt.
Der Medienphilosoph Prof. Dr. Siegfried Zielinski vom Villem Flusser Archiv der UdK Berlin geht mit seiner Präsentation ›Die Abschaffung der Gegenwart und (An-Archive) der Zukunft‹ auf die Technologien des Vergessens, die Verkopplung von Zukunft und Vergangenheit und die extreme Verkürzung der Speicherzeiten ein. Paolo Cirio und Alessandro Ludovico erstellten eine Software, die Bilder und Daten von rund 250 000 Facebook- Nutzern kopierte und für einen angeblichen Dating-Service ›lovely-faces.com‹ nutzte. Die Medienresonanz war riesig und Facebook nicht gerade begeistert.
Neben den Vorträgen und Präsentationen bietet der Kongress auch zahlreiche Möglichkeiten zu Diskussionen, Informationsaustausch und der Kontaktaufnahme zu anderen Medieninteressierten.