(EMAF96)
EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL · 11-15 SEPTEMBER 1996 · OSNABRÜCK

European Media Art Festival

Programminformation




Für fünf Tage wird Osnabrück wieder zum internationalen Treffpunkt der Medienkunst. Vom 11. - 15. Sept. präsentieren das European Media Art Festival (EMAF) und NCC Cultur Concept GmbH (Köln) Film- und Videokunst, Installationen, Performances, CD-ROM- und Internetprojekte.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Auswahl neuer internationaler Film- und Videoproduktionen, die im Rahmen eines gemeinsamen Wettbewerbs mit dem Partnerfestival VIPER (Luzern) präsentiert werden. Das EMAF hat seine weitreichenden Kontakte zu dieser, auf Festivalebene einzigartigen Zusammenarbeit genutzt, um den beteiligten Künstlern die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Arbeiten einem größeren Publikum vorzustellen.

Aus 33 Ländern wurden insgesamt 890 Arbeiten eingereicht. Neben Deutschland und der Schweiz sind insbesondere die USA, Großbritannien, die Niederlande aber auch Frankreich, Finnland und Japan stark vertreten. Aus den eingereichten Filmen und Videos hat die Kommission für das internationale Auswahlprogramm (Brigitta Burger-Utzer, Sixpack Wien, Christine Rüffert, Kommunalkino Bremen, Conny Voester, VIPER, Luzern und Ralf Sausmikat, EMAF) 84 Arbeiten für das EMAF und die VIPER ausgewählt.

Die AG der Filmjournalisten vergibt in Osnabrück den Preis der deutschen Filmkritik für die beste deutsche experimentelle Film- und Videoproduktion des Jahres.

RETROSPEKTIVE

Die Retrospektive widmet sich in diesem Jahr dem kürzlich verstorbenen amerikanischen Computerfilmpionier John Whitney. Whitney realisierte in den 40er Jahren zusammen mit seinem Bruder James die sogenannten "Film Exercises", die zu den Meisterwerken der abstrakten Filmkunst zählen. In den 60er Jahren entwickelte er auf "kybernetischer Ästhetik" basierende Programme und avancierte zum Spezialisten für Computerfilme. Damit erlangte er auch in Hollywood größte Anerkennung.
Sein Sohn Michael Whitney, der, ebenso wie seine Brüder John jr. und Mark mit abstrakten Computerfilmen experimentiert, wird in das Werk seines Vater einführen, an zahlreichen Beispielen dessen Methodik veranschaulichen und auch eigene Arbeiten vorstellen.

ELECTRONIC-CAFÉ

Im Electronic-Café heißt es für Interessierte: "..surfin´ the internet". Neben aktuellen CD-ROMs werden zahlreiche aus künstlerischer Sicht interessante Internetprojekte präsentiert.

Im Videocafé kann sich jeder Besucher aus der Vielfalt der internationalen Beiträge sein eigenes Festivalprogramm zusammenstellen.

MULTIMEDIA

Telepolis Online
Die wachsende Mediatisierung des gesellschaftlichen Lebens macht eine kritische Auseinandersetzung mit den Informationstechnologien notwendig. Das Telepolis-Team ( Armin Medosch, Kathy Rae Huffman, Margarete Jarmann, Stefan Korn, Florian Rötzer), ein Zusammenschluß von Medienkünstlern und -theoretikern richtet in einem Pilotprojekt einen "Online-Newsroom" ein, der eine weltweite Festivalteilnahme über Internet ermöglicht und gleichzeitig die Arbeitsweise im Web-Journalismus transparent macht. Telepolis Online verbindet Künstler, Journalisten und Kritiker in einem vernetzten Informationsfeld.

Netzkritik
In Zusammenarbeit mit der Universität Hildesheim (Heiko Idensen) produziert das EMAF eine CD-ROM im HTML-Format, die zum Festival erscheinen wird. Als Netzwerkprojekt angelegt, stellt "Netzkritik" unterschiedliche Themen und Arbeiten der Bereiche Hypermedia, Medientheorie und Medienzensur sowie Film und Video vor.

AUSSTELLUNG

Vom 11.-29. Sept. werden in der Kunsthalle Dominikanerkirche Videoinstallationen und interaktive Objekte zu sehen sein, in denen auf unterschiedliche Weise soziale, kulturelle oder wahrnehmungsgeschichtliche Aspekte einen künstlerischen Ausdruck finden.

Ulrike Rosenbach, (D), verbindet ihre künstlerische Arbeit mit kulturgeschichtlicher Forschung und hier insbesondere mit dem Bild der Frau. Ausgangspunkt ihrer Installation "Über den Tod" ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod in Kulturformen und Mythen, die sich in Jahrtausenden entwickelt haben. Die Künstlerin spürt dabei den inhaltlichen Botschaften und den visuellen Ausdrucksformen dieser Überlieferungen nach.

Wie Frauen durch sexuelles Klischeedenken bestimmt werden demonstriert Lynn Hershman, (USA). "A ROOM OF ONE`S OWN" ist eine interaktive Videoinstallation, die den Voyeurismus im allgemeinen und den der Peep-Shows im besonderen thematisiert. Der Betrachter wird dabei selbst zum Voyeur einer Schlafzimmerszene, wenn er durch ein bewegliches Periskop schaut, das in Augenhöhe an einer Stahlbox angebracht ist.

David Rokeby, der bekannte kanadische Medienkünstler, nutzt ein Wechselspiel aus Aktion und Reflektion und kreiert spannende künstliche Wahrnehmungssysteme. In seiner neuen Arbeit "Watch" reflektiert er die Erfahrung von Zeit und Bewegung. Der Betrachter erlebt die Umwelt durch ein verzerrendes Beobachtungssystem.

Eine Fotografie ist Erinnerung, ist die Spur des Originals. Im Zeitalter der Postmoderne ist die Vergangenheit in einer Sammlung von Fotos, Film- und Fernsehbildern aufgereiht, die ihre Verfügbarkeit suggeriert. George Legrady, (USA), schickt den Betrachter auf eine Bilderreise. Er kann zwischen 240 miteinander verbundenen Postkarten unterschiedlichsten Inhalts navigieren, die Assoziationen zu weiteren Sujets (literarisch, semiotisch, psychoanalytisch etc.) erlauben.

Neben den hier erwähnten Installationen sind Wolfgang Matzat, (D), Robert Hutter, (D), Gusztáv Hámos, (H u. D), mit neuen Arbeiten vertreten.

DE LA GUARDA

Mit der Beteiligung der argentinischen Theater- und Performancegruppe De La Guarda, dem Überraschungserfolg der französischen Sommerfestivals, am diesjährigen Festival wird den Besuchern ein visuelles Spektakel der besonderen Art geboten.

Die 14 Künstler und Künstlerinnen, kombinieren in Período VILLA VILLA Theater, Musik, Akrobatik, Climbing, Licht und Architektur zu einer atemberaubenden Show, die in Osnabrück in den Hallen der ehemaligen Eisengießerei Weymann präsentiert wird.

De La Guarda weckt mit ihrer Darbietung Emotionen. Die Künstler ziehen die Zuschauer mit einem Spektakel aus Licht, Schatten, Bewegung, Klang und Poesie in ihren Bann. Ein kaleidoskopisches Farbenspiel eröffnet die Performance, die sich zu einem von Ethnoklängen begleiteten archaischen Wettstreit steigert.

Die Performer fliegen, in Gurtzeug hängend, als flüchtige Schatten hinter einem Papierhimmel. Sie verfolgen einander über die Köpfe der Besucher hinweg, laufen Wände entlang, kreieren poetische Bilder, vollführen eine wilde Akrobatik in schwindelerregender Höhe, experimentieren mit Wasser, Licht und Musik. "Es wird keine lineare Geschichte erzählt, sondern ein Spiel von Interaktionen zwischen den Akteuren und den Zuschauern angeregt, was diesen einen ordentlichen Adrenalinstoß verpaßt."(Buenos Aires Herald)

PERFORMANCE

Stelarc Cybertalk
Psycho/Cyber: Absent, Obsolete and Absent Bodies
Stelarc, ein äußerst interessanter und provokativer Künstler und Redner, lebt in Melbourne, Australien. Seit den siebziger Jahren segmentiert er den menschlichen Körper. Dabei hat er eine Reihe von Strategien entwickelt, die in seiner derzeitigen Arbeit zum Tragen kommen. Mit der Vorführung seiner Methoden spricht er ein breites Publikum an, dessen Interessen von der Cyber-Theorie, der Robotik und interaktiven Medien bis hin zur Medizin, zur Technik und zur Computergrafik reichen.

Virtual Pain NVA, Graham Cunnington, GB
Die 1992 in Glasgow Schottland, gegründete NVA, eine Schwestergesellschaft von Test Department, wird ihr jüngstes Werk "Virtual Pain", eine Weiterentwicklung der Performance "Pain", uraufführen. "Virtual Pain" ist eine phantasievolle, von Zorn und Eigensinn geprägte Geschichte und eine Suche nach elementarem Wissen in der Auseinandersetzung mit einer zerstörerischen Krankheit.

LECTURES

Prof. Joseph Weizenbaum, MIT, Cambridge, USA
Die Analysen des renomierten Computerwissenschaftlers und -kritikers sind präzise und provokativ. Weizenbaum hinterfragt die Entwicklungen der Computertechnik, rät zur Skepsis gegenüber Betrachtungen, die die Welt in binäre Systeme aufteilen möchte, und entlarvt Entwicklungen der zunehmenden Computerisierung als Mythen der Fortschrittsgläubigkeit.

EXPO 2000

In einer Informationsveranstaltung wird die Kulturabteilung der Expo 2000 die Planungen und Konzepte der Weltaustellung in Hannover vorstellen.

Special Focus "Gingerbread Media"
Keiko Sei und Lubor Brenda stellen das Pardubice Experimental Communication Space Projekt vor, durch das in der Industriestadt Pardubice (Tschechien) eine neue Netzwerkstruktur aufgebaut werden soll.

Markus Weisbeck / Niko Wäsche: Entwicklungen von User-Interfaces
Die Zukunft wird die Frage stellen, ob wir in der Informationsflut der weltweit verkabelten Welt ertrinken, oder sich für uns neue Möglichkeiten der Qualität des Wissens ergeben. Die visuelle, und somit ordnende Strukturierung dieser Informations-Werkzeuge wird das Thema des Vortrags sein. Dabei geht es ebenso um Ideen effektiver Nutzung wie auch um mögliche Veränderungen dieser Oberflächen durch die in Kürze auf uns zukommenden technologischen neuen Möglichkeiten.

STUDENT FORUM

Das International Student Forum steht als Teil des Festivals im zentral gelegenen Haus der Jugend vor allem für einen internationalen inspirativen Treffpunkt junger Künstler.
Medienhochschulen aus der Schweiz, Frankreich und Tschechien stellen sich mit Experimentalfilm-, Video- und Computerarbeiten vor. Argentinische Medienstudenten präsentieren ihre Produktionen in einem Länderprogramm. Einen Schwerpunkt des Student Forums bildet die Ausstellung mit video- und computergestützten Installationen aus Polen, Frankreich und Deutschland. Performances aus GB sowie Parties und Special Events runden das Programm ab.

SPECIALS

Visions from the South
In diesem Programm werden Kurzfilme und Videos aus Brasilien, Argentinien und Chile präsentiert, die anschließend auf eine Europatournee gehen werden.

"Nineties", Magazine for Visual Culture

Mit der Präsentation des TV Programm "Nineties", das monatlich von TV Belgrad ausgestrahlt wird, möchte das EMAF einen Einblick in die schwierigen Arbeitsbedingungen von Künstlern in Belgrad bieten. Daniela Pureseviç wird das Programm, Künstler und Projekte in Osnabrück vorstellen.

LNT Ukraine, Kiev

The Laboratory of New Technologies is non-profit organisation dedicated to the research of new forms of cognition, neurointeractivity, and perceptual / electronic materials in media. Founded in 1994, it started as a video art centre, which pursued the idea of autonomous media reality, as a basic factor in the fabrication of me