Prolog
Ein Vierteljahrhundert später:
ORG in ORGSNABRÜCK
Die geweihte Häresie
"Das beobachtende Subjekt wird Subjekt im zweifachen Sinne. Von seinem
subjektiven Standpunkt aus perzipiert es nicht mehr etwas optisch und physisch
Objektives, sondern etwas Imaginäres, eine innere Vision, nach denselben
Bedingungen, die Leonardo beschreibt. Die Idee verleiht die Fähigkeit zu
sehen, nicht die Natur. " (G . R. Hocke, Il mondo come laberinto)
Vor einem Vierteljahrhundert war ORG ein noch namenloser Nebelfleck an meinem
inneren Himmel. Die folgenden Seiten wollen den sowohl unter produktivem als
auch unter ästhetischem und politischem Aspekt - alchimistischen und
ketzerischen Prozeß dokumentieren, dessen Ergebnis nach elf langen,
quälenden Jahren dieser Nicht-Film, diese Experience, war.
Damals hatten wir auf die Plakate unter den Filmtitel "für ein kosmisches
Kino des Deliriums und der Lumpen" geschrieben. Als mich das Europäische
Medienkunst Festival nach Osnabrück einlud und mir die Ausgrabung
von ORG anbot (auf Anregung von Detlef Ziegert, nach langen Gesprächen mit
Ralf Sausmikat, Hermann Nöring, Alfred Rotert, Eckhard Diesing, und mit
der Unterstützung von Pierre Pfundt), sagte ich zu, aber nur, wenn der
Film nicht ausgegraben, sondern wiederbelebt werden würde.
Vielleicht sind nun, ein Vierteljahrhundert später, in Osnabrück, im
September 1992, Ort und Zeit gekommen, damit die verdammte Negative Utopie,
Schwarze Utopie, Düstere Utopie von ORG wieder zu dem wird, was sie sein
wollte: befreiende Positive Utopie, Weiße Utopie, Helle Utopie. Möge
uns mein Schutzpatron und der all meiner mit einer Laterna magica
umherziehenden confréres, Pater Athanasius Kircher, Meister und
Magier der Hohen Kunst von Licht und Schatten, mit seiner unauslöschbaren
kleinen Flamme beleuchten.