MEDIA CAMPUS

Der Media Campus versteht sich als Forum für junge und studentische Nachwuchskunst. Auf unserer Reise durch die Landschaft der aktuellen Medienkunst streifen wir in diesem Jahr 15 Nationen.

Aus den Einsendungen zahlreicher Nachwuchskünstler internationaler Hochschulen hat das studentische Auswahlkomitee vielfältige Filmprogramme zusammengestellt.
Es wartet ein Tiefflug von Mexiko bis Israel.

Next stop: exhibition!
Eine ganz besondere Ausstellung stellt sich in diesem Jahr mit dem »Transit – European Young Talents Forum« Projekt vor. Steig ein und genieße die Aussicht auf 16 Arbeiten aus zehn Ländern Europas, die aus der Zusammenarbeit des EMAF mit dem Festival VIDEOFORMES (Clermont-Ferrand) und dem Kunsthaus FLACC workspace (Genk) hervorgegangen sind! Hier in Osnabrück werden im Rahmen der Gesamtausstellung »Planet M« Beiträge aus Clermont-Ferrand (F), Gent (B), Enschede (NL), Brüssel (B), Karlsruhe (D), Kiel (D), Tallinn (EST), Tourcoing (F) und Poznan (PL) zu sehen sein.
Neben spannenden Installationen werden dabei auch verschiedene Performances präsentiert.

Am Donnerstag laufen wir im Haus der Jugend beim Hochschultag ein. Die Teilnehmer und Verantwortlichen des »Transit« Projektes stellen im Rahmen eines Academy Slams die Besonderheiten und Vorzüge ihrer Hochschule in einer kurzen und knackigen Präsentation dar. Das Beste aus den europäischen Akademien wird zu sehen sein.

Darüber hinaus laden zwei Workshops zu künstlerischer Betätigung ein.

Workshops
Philipp Czogalla, Stadtnacht

Aus Alt mach Neu!
„Das gibt es schon, lass dir mal was Neues einfallen…“- Von wegen: Wir nehmen was da ist, arbeiten damit und schaffen dadurch Neues. An der Seite von Sebastian Neubauer wird praktisch mit den Methoden Re-Edit, Found-Footage und Transformation bestehender Videosequenzen aus Film, Fernsehen und anderen Medien experimentiert.

Stadtnacht
Eine Suche nach den Quellen der Dunkelheit
Stadträume sind heute auch nachts Lichträume. Straßenlaternen werfen helle Flecken auf den Asphalt, Firmenschilder verkünden farbenprächtige Botschaften. Dazwischen jedoch herrscht dunkler Raum, der, wenn überhaupt, eilig durchquert wird. Dieser Raum widersetzt sich der Fotografie, die ja Licht-Schreibung ist, ebenso wie dem Film, und stellt damit Fluch wie Reiz dar. Was geschieht, wenn man stehen bleibt und die Dunkelheit betrachtet? Was, wenn das Sichtbare ins Unsichtbare abgleitet? Wie nehmen wir die Stadt nachts wahr? Und: erfahren wir etwas, das der Tag vor uns verstecken würde?
Mit Hilfe von Bild- und Tonmedien sollen in diesem Workshop mit Philipp Czogalla eigene Projekte realisiert werden.

Hochschultag

Die Teilnehmer des studentischen TRANSIT-Projektes stellen im Rahmen eines “Academy Slams” die Besonderheiten und Vorzüge ihrer Hochschule in einer kurzen und knackigen Präsentation dar. Im Anschluss daran wird ein Meet’n’Greet veranstaltet, bei dem die Möglichkeit zum Austausch, Kennenlernen und Fragen stellen besteht.

Filmprogramme

Aus den Einsendungen zahlreicher Nachwuchskünstler internationaler Hochschulen hat das studentische Auswahlkomitee vier abwechslungsreiche Filmprogramme zusammengestellt.

In OVER THE EDGE, PREPILOGUE, 100 YEARS OF HOLLYWOOD AND THE SUCCESSION und HITCH-HIKING TO MEDIA ART wartet ein Tiefflug von Mexiko bis Israel.

Florian Schnell & Martin Minsel, Meinungsmeer

OVER THE EDGE
Zorn/ Marc Rühl/ D/ 6:52/ V
ticktaktur / Igor Sirjanow/ D/ 11:11/ V
Niele pelkosi / Laura Rytkönen/ FIN/ 2:30/ V
Meinungsmeer /Florian Schnell & Martin Minsel/ D/ 5:45/ V
the silver bullet/ Sarah Janssen/ NL/ 4:15/ V
Caught in Mise en Scene/ Jennifer Ross/ UK/ 3:35/ V
Notebook Phase/ Philipp Artus/ D/ 6:00/ V
pheres/ Stefan Voigt/ D/ 4:16/ V
Affekt/ Andrew Meyer/ D/ 3:31/ V
I DON’T CARE/ David Jansen/ D/ 4:31/ V
Hajde da se igramo/ Marko Ubovic/ SRB/ 5:00/ V
CAMP22/ Markus Kreuzwirth/ D/ 4:23/ V
Nostalgico del Apocalipsis/ Christina Stihler/ E/ 7:50/ V

Was passiert, wenn wir die Grenze überschreiten? In ZORN regt sich einer von beiden auf. Wer erkennt sich wieder in diesem Blick über den Tellerrand? In stiller Manie verarbeitet der Protagonist aus TICKTAKTUR seine Umwelt und wird aktiv. Sein Zwang zur Perfektion wird so sichtbar, wie die Angst, mit der ein Mädchen spielt. NIELE PELKOSI heißt übersetzt „schluck' deine Angst“ und verrät nicht, wer hier wen schluckt. Verwirrung äußert sich auch in den visualisierten Gedanken der Protagonistin, die versucht, sich im MEINUNGSMEER zwischen Option und Pression zu orientieren. Mit THE SILVER BULLET betrachten wir die Möglichkeiten und damit verbundenen Zwänge und Ängste aus einer anderen Perspektive. Technologische Singularität und die Schöpfung einer künstlichen Intelligenz wird mit Ängsten und Hoffnungen gegenüber Fortschritt und Perfektion kontrastiert. Um die Artifizialität unserer Umwelt geht es auch in CAUGHT IN MISE EN SCENE. Die Frage stellt sich, inwiefern wir unter dem Einfluss medialer Inszenierung stehen, ob wir in ihr gefangen sind, und wie es möglich ist, auszubrechen. Bis zum Zusammenbruch in sich verfolgt NOTEBOOK PHASE einen Balanceakt zwischen Mensch und Medium. Auf abstrakter Ebene beschäftigt sich PHERES mit der Schönheit von Natur und Technik. Drei Kugeln stehen für das Natürliche und werden auf unterschiedliche Arten zerstört, welche die klassische Industrie, moderne Medizin und Nanotechnologie repräsentieren. Von der Abstraktion zurück zum Ursprung: AFFEKT behandelt das triebhafte Töten, die Ausrottung von Arten und die Lehre aus der Erfahrung. In I DON'T CARE wird auch getötet. Wer auf wen schießt und warum bleibt unklar, denn es kümmert nicht. Spielen ist unbekümmert. Spielzeug ist harmlos. HAJDE DA SE IGRAMO, „lasst uns spielen“. Man darf fragen, was unsere Normalität prägt. CAMP22 zeigt einen, der seine Normen in Frage stellt, der erkennt, wer der größte Feind des Menschen ist oder auch nicht. Wenn die Welt untergeht, ist die letzte Grenze überschritten. „Was würdest du tun,“, fragt NOSTALGICO DEL APOCALIPSIS „wenn du noch eine Woche hättest?“ Träume, Wünsche und Ängste schließen den Vorhang auf zuweilen skurril komische Weise.

 

Kate Haase & Sebastian Hühnel, essLöffel

PREPILOGUE
The Golden Cage/ Paula Godinez/ MEX/ 1:52/ V
essLöffel/Kate Haase & Sebastian Hühnel/ D/ 15:18/ V
That Day/ Iris Blumenshtein/ ISR/ 3:00/ V
Vadders Spur/ Mandy Meißner/ D/ 4:11/ V
Cees/ Viola Groenhart/ FR/ 9:52/ V
Murhatuolit/ Nalle Mielonen/ FIN/ 4:20/ V
Ciudad de las Flores Muertas/ Sharon Toribio/ MEX/ 3:57/ V
Fragments of Life/ Anastasia Lobkovski/ FIN/ 13:00/ V
The most beautiful view/ Liangchuan Sun/ USA/ 4:23/ 35mm

As time goes by: Erinnerungen an das Leben, die Endlichkeit des Seins und das Vermächtnis der Toten. In THE GOLDEN CAGE bekommt das Wort „vogelfrei“ eine ganz neue Bedeutung: Hühner haben es auch nicht leicht. ESSLÖFFEL zeigt den Wunsch, Leben zu schaffen, auf eine äußerst ungewöhnliche Weise. Auf eine Reise der Erinnerung gehen wir in THAT DAY und lernen in VADDERS SPUR, wie Vergangenes den Menschen noch immer bewegt und festgehalten werden will. CEES porträtiert das letzte Kapitel unseres Daseins: den Tod. Überbleibsel der Vergangenheit erzählen in MURHATOULIT ihre ganz eigenen Geschichten über das Leben, während uns in CIUDAD DE LAS FLORES MUERTAS ein morbides Abschiedsessen vorgesetzt wird. Einen Rückblick auf die Phasen des Lebens sehen wir in FRAGMENTS OF LIFE. Doch kein Ende ohne Anfang. THE MOST BEAUTIFUL VIEW zeigt, dass es weiter geht und wie wertvoll das Leben ist.

 

Ilija Brunck, Jan Bitzer& Csaba Letay, LOOM

100 years of Hollywood and the succession
Loading/ Philipp Czogalla/ D/ 1:54/ V
Interview #3/ Marlene Denningmann/ D/ 5:35/ V
Woman Warrior Exposed (Sigourney Weaver Remix)/ Desiree D’Alessandro/ USA/ 1:24/ V
Neue Autorenwünsche/ Christian Bäucker/ D/ 14:20/ V
LOOM/ Ilija Brunck, Csaba Letay & Jan Bitzer/ D/ 5:20/ V
The easy Guide to Becoming a Famous Artist/ Jonathan Rodriguez Moya, Rita Maria Hausberger & Markus Wendling/ D/ 3:31/ V
Die Verfilmung meines Lebens/ Felix Burger/ D/ 22:50/ V
Reise zum Mars/ Sebastian Binder/ D/ 8:55/ V
Primetime/ Thomas Judisch/ D/ 2:29/ V

In einer hochtechnisierten Zeit, kann uns ein defektes Laufwerk zur Verzweiflung bringen. LOADING lässt uns an einer ganz alltäglichen Extremsituation teilnehmen. Vom Alltag ins Showgeschäft: INTERVIEW #3 spielt gekonnt mit der Erwartungshaltung des Publikums. Irgendetwas läuft anders, aber was? Lassen wir uns ein, auf eine Reflexion über Glanz und Glamour und Gender. SIGOURNEY WEAVER EXPOSED (SIGOURNEY WEAVER REMIX) ist ein Found Footage-Film, der Material aus Filmen und Interviews mit der einstigen Vorzeige-Action-Heroine Hollywoods zusammensetzt und daraus einen kritischen Blick auf die Schauspielerin und ihren Umgang mit der eigenen Sexualität formt. NEUE AUTORENWÜNSCHE handelt von einem Autor, der sich in einer Sinnkrise befindet. Gewalt, Sex und Wahnsinn: Eine gefährliche Mélange, die zum Exzess führt. In LOOM stirbt als erstes die Hoffnung. Die Falle ist gestellt und das Insekt wird von der Spinne getötet werden. Schonungslos wird uns vor Augen geführt, dass es kein Entrinnen geben wird. Wie eine Motte ins Licht, zieht es die Menschen zu Ruhm und Ehre. Es kann ja auch ganz einfach sein, oder? Befolgen wir die Ratschläge, die uns THE EASY GUIDE TO BECOMING A FAMOUS ARTIST gibt, so scheinen uns die “15 Minuten Ruhm” sicher, die uns einst von Andy Warhol versprochen worden sind. Der Animationsfilm persifliert auf gelungene Art und Weise jene Ratgeberliteratur, die uns einen allzu leichten Weg zur großen Karriere verspricht. Unverzichtbar für jeden angehenden Filmemacher ist die Lektüre eines Interviews mit dem Schöpfer einiger der größten Meisterwerke der Filmgeschichte: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? Diese Frage stellt nach Francois Truffaut auch der Protagonist aus DIE VERFILMUNG MEINES LEBENS. Doch die direkte Zusammenarbeit zwischen dem aufstrebenden Filmemacher und dem „Master of Suspense“ endet mit einem Zerwürfnis und so beschließt der Held, Buster Keaton zu sich ins Boot zu holen. REISE ZUM MARS ist die Erstverfilmung eines Drehbuchs aus den 20er Jahren. Der Stil dieser Zeit wird mit Motiven des Steampunks kombiniert. Am Ende steht die Meinungsbildung: PRIMETIME.

 

Gerhard Funk, bardzo

Hitch-Hiking to Media Art
Seizure/ Lars Tae-Zun Kempel/ D/ 7:52/ V
sense+innocence/ Nicolaas Schmidt/ D/ 4:28/ V
flussaufwärts-das rote kleid/ Mira Amadea Breuer/ D/ 6:00/ V
Lebensader/ Angela Steffen/ D/ 5:56/ V
3/ Roma Duda/ LT/ 2:17/ V
n gschichtn / Eva Becker/ D/ 17:34/ V
bardzo/ Gerhard Funk/ D/ 8:35/ V
Satisfaction/ Sebastián Ruiz Ibarra/ MEX/ 1:00/ V
Stratum/ Keigo Yasui/ JPN/ 3:30/ V
Phantom Ride/ Elias Heuninck/ BEL/ 9:20/ V

Eine wilde Kombination aus Filmen, die sich nicht in eine Schublade stecken lassen. In diesem Programm vermischt sich Realität mit Fiktion, Abstraktion und Illusion. Verwirrt? Dann bist du richtig. Hier gibt’s Futter für die Augen.
SEIZURE behandelt das Thema Kontrolle. Der Protagonist durchläuft Szenen, in denen in Frage gestellt wird, ob er die Kontrolle über sein Leben hat.
SENSE+INNOCENCES zeigt uns mit schrulliger Optik und einem Streifenhörnchen als Protagonisten, dass es niemals umsonst ist nicht aufzugeben. Dazu spielt im Hintergrund ein passendes Lied, gesungen von asiatischen Kindern. Herzerweichend.
FLUSSAUFWÄRTS – DAS ROTE KLEID spielt mit Farben, Bewegungen und Elementen der Natur, dabei liegt auf Unterwasseraufnahmen ein spezielles Augenmerk. Auch der wohl gewählte Sound gibt hier den letzten Schliff.
In LEBENSADER beginnt alles mit einem Blatt, bei näherem Hinsehen ergeben sich hier neue Welten, die es zu entdecken gilt. Das Blatt ist Anlass für eine Reise durch Körper, die Natur und das Leben. Es werden beide Seiten - Zerstörung und Geburt - gezeigt, symbolisiert durch die beiden Seiten des Blattes.
Der Film 3 zeigt unter anderem einen Tisch, der durch Räume läuft und Gegenstände zu scannen scheint, um sie dann zum Leben zu erwecken. Das Ganze endet in einem lebenden Wandbild.
N GSCHICHTN lässt sich wohl an freakigen Bildern und Szenen nicht überbieten. Hier sind auf jeden Fall mehr als einige Lacher garantiert, zumal auch doch auch alles in innovativer 'Multicolorwidescreenmadness Technology' gezeigt wird. Durch die verschiedenen Dialekte und Charaktere wird die hintergründige Komödiantik zwischenmenschlicher Kommunikation entlarvt.
BARDZO ist eine Animation, bei der es um ein antriebsloses Wesen geht, das sich scheinbar nicht aus seiner Lage zu befreien weiß, bis es einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt. Ob das reicht?
Es hat offensichtlich gereicht!
Gerhard Funk hat für seinen Film BARDZO hat 2011 den Preis für den besten deutschen Experimentalfilm vom Verband der Deutschen Filmkritik (VDFK) verliehen bekommen.Der Media Campus freut sich mit dem Künstler.
SATISFACTION bedient sich bei Werbeausschnitten und hat so eine Filmkollage geschaffen, die das Gesehene in ein kritisches Licht stellt.
In STRATUM löst sich ein weißes Bild in Farbflecken auf, die sich zunehmend mehr verändern und ein immer neues Bild entwickeln, bis wieder nur noch eine weiße Fläche übrig bleibt. Die Vorgänge erinnern dabei an chemische Prozesse.
PHANTOM RIDE zeigt abstrahierte Landschaften. Dabei wirken besonders die Bewegungen im Bild durch die Darstellungsweise noch extremer, wodurch eindrucksvolle, fließende Bilder entstehen.